Der Geschmack der Sehnsucht: Eine Heimat in der Fremde

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signalhill Avatar

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Kim Thúys ‚Der Geschmack der Sehnsucht‘ ist ein dünnes Bändchen mit einem tollen Cover, das sich gut zum Verschenken eignet. Man sieht auf den ersten Blick, dass wir uns in Asien – hier Vietnam – befinden und dass das Essen eine große Rolle spielt.

Die Handlung der Geschichte vollzieht sich, so vermute ich, tausendfach in der Realität: Ein junges Mädchens, weitergegeben von Mutter zu Mutter in Vietnam, wird mit einem sehr viel älteren Mann verheiratet und geht mit nach Kanada. Hier arbeitet sie in der Küche eines Restaurants, ihr kleines Universum, das sie fast nie verlässt. Ein unvorstellbares Leben zwischen der Küche und der Wohnung des Ehepaars beginnt. Ihrem Mann ist das Mädchen untergeben, so wie man es von Asiatinnen oft hört – Liebe ausgeschlossen.

Erst durch Julie und Luc hat sie schließlich eine Chance, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und die Freude am Kochen auszuleben und ein Rezeptbuch zu schreiben. Ein neues Leben, eine Liebe beginnen….

Die Autorin Kim Thúy, selbst eine Exilvietnamesin, hat ganz sicher sehr viele eigene Erfahrungen in dieses Buch gepackt. Der Leser bekommt hier Einblick in die asiatische Seele, in eine Mentalität, die ihr Inneres nicht nach Außen kehrt. Geschickt springt die Autorin zwischen der kleinen Vietnamesin und der Exilvietnamesin hin und her. Beim Lesen fühlt man, dass die Autorin sehr viel Herzblut in dieses Buch gelegt hat.

Insgesamt ist ‚Der Geschmack der Sehnsucht‘ ein mitreißendes Buch, das mich auch nachdenklich gemacht hat, da man auch oft hört, dass auch in unseren Asia-Restaurants viele Arbeitskräfte hier ein ‚Schattendasein‘ führen. In eine andere Kultur zu kommen und ihr dennoch niemals ausgesetzt zu sein, ist traurig und für mich unvorstellbar. ‚Der Geschmack der Sehnsucht’ zeigt aber auch, dass man eine Heimat in der Fremde finden kann, auch, wenn die Verbundenheit zur Heimat bleibt. Absolut lesenswert!