Weg nach oben

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Ein Buch über eine Frau, die man durchaus beneiden kann. Nicht unbedingt für ihre Freundschaft mit Yves Saint Laurent, sondern für ihre heute in der Art nicht mehr mögliche Karriere. Kein abgeschlossener Bildungsweg mit zwangsläufig daraus folgender Karriere, sondern Umwege über Bekanntschaften, Freunde und Wegbegleiter, die es Loulou de la Falaise möglich gemacht haben, dass zu tun, was ihr gefällt und vor allem das, worin sie gut ist: Mode. Nicht das Entwerfen, sondern das stimmige Kombinieren von Kleidungsstücken und Accessoires. Ganz nebenbei erhält der Leser Einblick in die zum Teil schrillen Teile und farbenfrohe Bekleidung der Zeit.
Damit einher geht ein Sittengemälde der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Wer in der Zeit groß geworden ist, kann einen Hauch des Lebensgefühls noch erahnen, das Wilde der 60er und der Aufbruch des Feminismus. Aber leider auch Drogen und zerbrechende Existenzen.
Die Figur des Yves Saint Laurent kommt für meinen Geschmack etwas zu dünn rüber. Als Leser kann man erahnen, was für eine fragile Seele der Designer war. Manchmal hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Das hätte ein interessantes Spannungsverhältnis zwischen beiden Persönlichkeiten - de la Falaise und Saint Laurent - gegeben, welches jetzt lediglich an der Oberfläche kratzt.
Insgesamt ist die Romanbiografie ein lesenswertes Buch, wobei meiner Meinung nach das Sittengemälde im Vordergrund steht und damit die Möglichkeiten einer jungen Frau, in dieser Zeit ihren Platz im Leben zu finden.