Der Glühwürmchensommer

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lunamonique Avatar

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Wie ist es, zwei Mamas und einen Papa zu haben? Was bedeutet die erste große Liebe? Ist es richtig, seinem Bauchgefühl zu folgen? Autor Gilles Paris‘ Hauptfigur Victor erobert mit seiner herzerwärmenden, liebenswerten Art die Leserherzen im Sturm.

Die Eltern des neunjährigen Victor haben sich getrennt, wollen sich aber nicht scheiden lassen. Victor spürt, dass die beiden sich noch lieben. Mit Zweitmama Pilar kommen Victor und seine 14jährige Schwester Alicia gut zurecht. Der Sommer in Papas geerbter schöner Residenz am Meer hat einige Überraschungen parat. Victors Vater will wegen dem Tod seiner Schwester nie wieder an den Ort zurückkehren und lässt seine Familie alleine reisen. Victor lernt die seltsamen Zwillinge Tom und Nathan kennen. Was haben sie zu verbergen?

Es ist die Sprache, die dieses Buch zu einem besonderen Schatz macht. Victors Beobachtungsgabe, Vergleiche und Beschreibungen vermitteln die Atmosphäre in Cap Martin hautnah und haben etwas Poetisches an sich. Schmetterlinge lassen sich scheinbar grundlos auf Victor nieder. Seine Faszination für Natur und Tierwelt, allen voran Schmetterlinge und Glühwürmchen, schwappt auf den Leser über. Die Sprache rückt den Zuschauer ganz nah ans Geschehen. Victor wirkt wie ein normaler Junge. Es scheint ihn aber auch eine besondere Magie zu umgeben. Seine Liebe zu Justine ist wie ein zartes Pflänzchen, das ganz langsam zu wachsen beginnt. Auch Alicia ist dabei, ihren Weg zu finden und ihr Herz richtig zu deuten. Der Sommer in Cap Martin bringt für alle Veränderung. Sehr berührend ist die sich ebenfalls langsam entwickelnde Freundschaft zwischen der Baronin Hedwige und Victor. Mit dem Auftauchen der geheimnisumwitterten Zwillinge Tom und Nathan kommen Gefahr und Spannung ins Spiel. Kann Victor den Zwillingen vertrauen? Es scheint, als würden ihn die beiden ganz nah an den Abgrund führen. Autor Gilles Paris täuscht seine Leser und lässt sie die falschen Schlüsse ziehen. Was Tom und Nathan angeht, ist nichts vorhersehbar. Grenzen werden überschritten. Zu Anfang führt die Überraschung zu Unglauben. Erst nach und nach erklärt sich der Zusammenhang und die Puzzlestücke setzen sich zu einem passenden Bild zusammen. Dank Victor entfaltet die Geschichte viel Herzenswärme. „Verliebtsein bedeutet, dass das Herz wegen einem anderen Menschen verrücktspielt und einem das ganze Blut in den Kopf steigt. Sagt Alicia. Normalerweise schlägt das Herz langsam, und niemand kann es hören.“ Es gibt viele solcher Sätze und Passagen, die Ungewöhnliches, Alltägliches und besondere Augenblicke in bewegende Worte fassen. „Der Glühwürmchensommer“ ist voller Liebe zum Leben, macht Mut, nimmt den Leser bei der Hand und zeigt all die kleinen Wunder, die es zu entdecken gilt.

Titel und Cover stimmen auf eine verträumte, bewegende Geschichte ein, die von einer gewissen Leichtigkeit getragen wird. Was können wir von Kindern lernen? Einen unverschleierten, optimistischen Blick auf die Welt. Warum will Victors Vater nicht erwachsen werden? Die Liebe zu Peter Pan ist der Geschichte anzumerken. „Der Glühwürmchensommer“ ist ein Buch, das zum Nachdenken und Träumen anregt und im besten Fall versteckte Sehnsüchte weckt. Die Geschichte hat aber auch einen ernsthaften Touch und kann dazu anleiten, sich Dingen zu stellen und sie auf eine positive Art zu bewältigen. Ein beeindruckendes und sehr empfehlenswertes Buch für fast jedes Alter, vom Teenager bis zur Rentnerin.