Fesselndes Familiendrama
"Der Gott des Waldes" von Liz Moore ist meiner Meinung nach nicht nur ein gesellschaftskritischer Thriller, sondern ebenfalls ein Familiendrama, das die Abgründe, Abhängigkeiten und Zwänge zeigt, die über Generationen in Familien entstehen können. Es geht um die Teenagerin Barbara, die am Ende eines Sommercamps im familieneigenen Naturreservat spurlos verschwindet. In ihrer Familie gleicht ihr Verschwinden einem Dejá Vu, denn unter ähnlichen Umständen verschwand vor vielen Jahren bereits ihr Bruder Bear in den Weiten der Wälder der nordamerikanischen Adirondack Mountains. Besonders seine Mutter Alice hat sich nie vom Verlust ihres Sohnes erholt und dieses Trauma steht ständig zwischen Mutter und Tochter. Aus verschiedenen Erzählperspektiven erhält der Lesende Einblick in die Geschehnisse der Gegenwart, doch auch die Vergangenheit und das Verschwinden Bears werden immer wieder beleuchtet, so dass sich mehr und mehr die Zusammenhänge zwischen beiden Ereignissen zeigen. Liz Moore versteht es hervorragend, die Handlung der Kapitel so voranzutreiben und an den spannendsten Stellen in eine andere Perspektive zu wechseln, so dass man sich dem Sog der Geschichte kaum entziehen kann.