Die Rutsche in ein anderes Leben

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constanze_pachner Avatar

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"Ein erfolgloser Berliner Videothekenbesitzer wird ungewollt zum Helden der Medien und Politik. Er genießt den ungewohnten Ruhm, bis die Liebe ins Spiel kommt und er sich entscheiden muss. Eine rasante, anrührende und ungemein vergnügliche Hochstapler Geschichte." (Klappentext)

Betrachte das bezaubernde Cover des Romanes 'Der Held vom Bahnhof Friedrichstrasee', schlengel Dich an der Tänzerin vorbei und nehme in der Geschichten entladenden S-Bahn Platz. Lass Dich treiben vom monotonen Rattern der Ruhe schenkenden Fahrt, rutsche mit Hartung zusammen in ein anderes Leben und lass die entstehenden Bilder in Deinem Kopf verliebt durch Berlin schlendern.
Der Autor 'Maxim Leo' wird Dich sprachlich gekonnt konturenhaft mit enormer Leichtigkeit verzaubern, wie eine grazil disziplinierte Ballerina ihr Publikum.
Du tauchst dabei in eine Parodie auf die Mediengeilheit unserer Zeit ein, der es pietätlos nur um 'Brüstung wahren' geht.

Persönlich berührt hat mich die Nachzeichnung Gorbatschows im Buch. Aus eigener Erfahrung habe ich ihn ebenfalls als den Menschen wahrgenommen, der allen Menschen auf ansteckende Weise mit Offenheit begegnet:

Der elegant forsche Tatendrang brachte meiner Mutter vor fast dreißig Jahren die Schirmherrschaft Gorbatschows für ihre Mischka Kinderhilfe ein. Ihr gelang es diesen beeindruckenden Menschen in unsere pompös erdrückende Villa zu laden sowie ihn präsentierend über das Winzerfest Bensheim streifen zu lassen. Sein Blick war für so viele dankbare Menschen eine balsamierende Gewissheit.
Rebellisch diesem ganzen Kladderadatsch aus dem Weg gehend, ging ich auf den Rummel. Ich versicherte auf Drängen meiner Mutter später im Restaurant gebieterisch anzutreten. Gewiss kleidete ich mich hierfür nicht um. Auch ein Gorbatschow konnte mir begegnen, als das was ich war, ein Teenager, dem der Hut 'Verbiegen' einfach eine Nummer zu klein war. Mit versteckt bebenden Nasenflügeln nahm meine Mutter vibrierend meine Ankunft wahr und lauschte ängstlich den Worten des heilenden Mannes:

'Maria, lass die jungen Leute. Bleibe offen, alles andere ist nur Schein und nicht Sein. Constanze, komm, setze Dich und iss mit uns."