(K)ein Hauptmann von Köpenick

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egan80 Avatar

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Der Ostberliner Michael Hartung ist der typische Versager: chronisch pleite, Betreiber einer schlecht bis garnicht laufenden Videothek, umgeben von ähnlich erfolglos durchs Leben stolpernden Bekannten.

Das einzige Highlight im bisherigen Leben Hartungs: während einer Tätigkeit für die ostdeutsche Reichsbahn wird als Folge einer Schludrigkeit Hartungs ein Zug der S-Bahn von Ost- nach Westberlin umgeleitet - inklusive seiner Passagiere.

Ein Umstand, der viele Jahre später auch dem Journalisten Landmann aus dem Stasi-Akten-Studium bekannt wird. Und keine gute Krise ohne günstige Gelegenheit! Jährt sich doch erneut der Tag der deutschen Einheit - die perfekte Gelegenheit also, um aus dem glücklosen Lebemann Hartung einen Massenfluchthelfer und somit echten gesamtdeutschen Helden zu zimmern.

Und so ändert sich das Leben Hartungs von einem Tag auf den anderen - ob er will oder nicht.

Es fällt leicht, sich Maxim Leos “Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße” als eine moderne Interpretation des Hauptmanns von Köpenick vorzustellen. Leicht zwar, aber auch falsch; Leo ist kein Zuckmayer, Hartung kein Voigt.

Und so, wie das Leben des Antihelden Michael Hartung fremdbestimmt und frei von innerem Antrieb fortschreitet, fehlt auch Leos Roman ein echter Spannungsbogen, und insbesondere Richtung Ende ein echtes finale.

Locker geschrieben und unterhaltsam, aber letztlich wenig bemerkenswert.