Kopfkino pur!

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Der „Held“ des Romans ist Besitzer einer Videothek, der eigentlich immer Pech im Leben gehabt hat. In der gekauften Videothek ist er sein bester Kunde und Geldnot sein tägliches Brot. Als eines Tages ein Journalist bei ihm auftaucht und ihm (für Michael Hartung viel) Geld dafür bietet, aus seiner Geschichte eine Story zu schreiben, willigt er ein. Seine Geschichte ist allerdings nicht wirklich seine Geschichte, denn er hat damals mehr aus Versehen 127 Menschen die Flucht aus der DDR mit der S-Bahn ermöglicht, weil er einen Bolzen an einer Weiche abgebrochen hat. Der Journalist steht unter immensem Druck und veröffentlicht eine Story, die Michael Hartung von da an von einer Lüge in die nächste treibt. Er ist auf einmal ein Held, der er eigentlich gar nicht sein will…Bis er sich verliebt….

Mehr vom Inhalt verrate ich nicht, ich möchte nicht spoilern….

Der Roman war sehr unterhaltsam zu lesen, der Schreibstil von Maxim Leo gefällt mir sehr gut. Ich hatte vorher noch nichts von ihm gelesen, seine Art und Weise, Situationen zu schildern, hat mich auf Anhieb angesprochen. Ich war sofort Teil der Geschichte mit und um Michael Hartung. Die Sprache ist sehr bildhaft und man kann sich die Charaktere, egal in welchem Bereich sie sich befinden oder tätig sind, sehr gut vorstellen. Kopfkino pur! Und zwischendrin immer wieder unser „Held“, der mit der Zeit immer sicherer wird, sich auf fremdem Terrain zu bewegen, obwohl es ihm auch nicht ganz geheuer ist. Die anderen Charaktere sind authentisch geschildert und man kann gut nachvollziehen, warum Menschen in manchen Situationen so und nicht anders handeln, vom einfachen Bürger über Journalisten bis hin zur Politik.

Das Cover hat mich zunächst nicht angesprochen, was sich aber mit der Lektüre des Buches geändert hat. Denn dann ergibt die S-Bahn mit der Balletttänzerin einen Sinn.

Wer wie ich den kalten Krieg miterlebt, 1989 mitgefiebert hat und auch zu Zeiten der Mauer oft über den Bahnhof Friedrichstraße in die DDR gereist ist, wird an diesem Roman von Maxim Leo viel Freude haben und auch so manchen Zusammenhang verstehen und in die Geschichte eintauchen können. Auch für der jüngeren Generation würde ich den Roman empfehlen.