Richtungswechsel

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liesbeth Avatar

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Dieser eine S-Bahnzug der in einer berliner Sommernacht an einer Weiche am Bahnhof Friedrichstraße in die falsche Richtung abbiegt. Eine fatal andere Richtung. 127 DDR-Bürger*innen gelangen über die stark bewachte Grenze in den Westen.
Solch einen schicksalhaften Richtungswechsel erlebt auch der ehemalige Stellwerksmeister Michael Hartung, als 36 Jahre nach dem Vorfall ein Journalist bei ihm auftaucht um über ihn einen Artikel zu schreiben. Denn Hartung war es gewesen, der die Weiche damals gestellt hatte.
Doch der Ruhm witternde Journalist nimmt es bei seinem Artikel mit der Wahrheit nicht all zu genau und Hartungs gemütliches Leben wird auf einmal zum stressigen Alltag eines unfreiwilligen Helden.

Maxim Leo charakterisiert seine Figuren durch kleinste, liebevolle Beschreibungen und Handlungen, die sie einem sofort sympathisch machen. Die Themen die auf der geschickt aufgebauten Verstrickung Hartungs in seine "Geschichte" immer wieder aufgegriffen werden regen zum Nachdenken an. Und es fehlt auch nicht an einer gewissen Komik, welche die ganze Handlung trotz der schweren Themen wie Lüge/Wahrheit, Ost/West, Ruhm/Ruhe mit einer nüchternen Leichtigkeit überzieht.
Ein Buch, dass einem in Erinnerung bleibt.