ein einsamer Junge

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sissidack Avatar

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Das Büchlein hat es in sich. „Der Inselmann“ ist eine Lektüre, die nicht einfach einzuordnen ist. Ich lese gerne Romane, die viele, viele Seiten haben. In diesen kann ich mich immer gut in die Charaktere einfühlen. „Der Inselmann“ hat gerade einmal 171 Seiten. Jede dieser Seiten hat es in sich. Ich habe noch nie eine Geschichte gelesen, die mit so viel Einfühlungsvermögen in die Gefühlswelt eines kleinen Jungen, verfasst wurde. Der kleine Hans ist ein sehr sensibles Kind. Er wird durch andere Kinder gehänselt, ja sogar geschlagen. Er hat nur einen Freund, ist oft allein und sieht die Welt mit ganz anderen Augen als Kinder in seinem Alter. Was er dabei für Gedanken hat, ist unglaublich! Seine Eltern scheinen charakterlich ihrem Sohn ähnlich zu sein, verstehen ihn trotzdem nicht. Sie lieben ihn, können es aber nicht zeigen. Dann kommt der Umzug auf die einsame Insel. Unser kleiner Hans freut sich. Hier ist er ganz für sich. Er liebt die Einsamkeit und sein neues Reich. Doch gesellschaftliche Normen reißen ihn aus seiner geliebten Umgebung. Er wächst heran, stumpft ab und bleibt trotzdem der tiefsinnige, verschlossene und trotzdem für den Leser liebenswerte Junge. Ich werde nicht weiter auf den Inhalt eingehen, muss aber noch etwas zum Stil des Autors sagen. In einfachen Worten, mit aneinandergereihten Wortgruppen werden Gefühle und Einblicke für den Leser geweckt, wie ich sie mir nicht vorstellen konnte. So viel Mitgefühl, so viel Verständnis und das Können mit unserer deutschen Sprache umzugehen ist genial. Ich finde das toll. Das Ende hat mich dann noch einmal vor eine mentale Hürde gestellt. Bin ich traurig, bin ich hoffnungsvoll? Ich weiß es, auch einige Tage nachdem ich das Buch ausgelesen habe, nicht. Nur eines weiß ich, ich musste einige Tränen hinunterschlucken. Das Cover hätte mich nicht dazu animiert, das Buch in die Hand zu nehmen.