Ein ganzes Leben auf 171 Seiten

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holle77 Avatar

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Dirk Geiselmann ist ein wunderbarer Entwicklungsroman gelungen.
Der zehnjährige Hans muss mit seinen Eltern kurz vor Weihnachten aus der Stadt (in der er sich nicht wohlgefühlt hat) auf eine einsame Insel in einem See ziehen, wo der Vater sich um Schafe kümmern will.
Ziemlich am Anfang, beim Warten auf den Schiffer, der sie übersetzen soll, gibt es eine Szene, wo erst der Vater und dann Hans Steine in den See werfen und Hans sehr lange die entstehenden konzentrischen Kreise beobachtet, diese Szene wiederholt sich gegen Ende des Buches. Ich habe den Eindruck, dass in diesen Szenen ein Schlüssel zum Buch liegt.
Hans liebt die Insel, man hat fast den Eindruck, dass er mit ihr verwächst.
Aus Umständen, die ich hier nicht weiter erläutern will, muss er sie zum darauffolgenden Herbst hin verlassen und wird in eine Besserungsanstalt gebracht, die wie ein Gefängnis ist und die er nur übersteht, weil er sich in seiner in sich gekehrten, alles annehmenden (wenn auch mit Trauer) Art treu bleibt. Mit 18 wird er entlassen und kehrt zur Insel zurück.
Was mich am meisten an diesem Buch beeindruckt hat, ist die Sprache des Autors. Ich mag hier nicht von Sprachgewalt reden, denn die Sprache ist überaus zart, melancholisch, aber nicht depressiv. Sie berührt und macht nachdenklich.
Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen.