Hundert Arten von Stille

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adelheid von buch Avatar

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In diesem Roman, der Anfang der Sechziger Jahre angesiedelt ist, wird viel geschwiegen. Vor allem der Protagonist Hans Roleder redet nicht viel. Dennoch wird in sehr poetischer Sprache höchst ausdrucksstark sehr viel erzählt. Hans ist der Sohn von sehr traurigen und verletzten Eltern, die sich von der Welt zurückziehen, um allein auf einer Insel mitten in einem weit abgelegenen See in Deutschland ein ganz einfaches Leben zu führen. Hans erbt alle ihre Wunden. Weil er nicht so funktioniert wie die kalte, hartherzige und gnadenlose Gesellschaft es fordert, wird Hans von der Insel entfernt und in ein sogenanntes Erziehungsheim gesteckt. Hans aber trägt die Insel stets weiterhin mit sich und in sich. Das hilft ihm, nicht zu zerbrechen. Entwickeln aber kann er sich nicht. Er bleibt ein trauriger Mensch voller Sehnsucht, der nicht in der Lage ist, einen Platz in der Gemeinschaft einzunehmen und Zuneigung anzunehmen. Er wird am Ende wieder auf die Insel zurück kommen und dort leider vor die Hunde gehen.
Mit stark komprimierten Sätzen erzeugt Dirk Gieselmann wunderschöne, sehr detaillierte Bilder. Auf subtile Weise wird ausgedrückt, dass es im Grunde niemanden kümmert, wie es Hans ergeht. "Schade um sie, aber wer trauert um Wellen?"
Der Roman wird noch lange in mir nachhallen. Ich bin sehr begeistert. Ich gebe eine ausdrückliche Leseempfehlung und natürlich fünf Sterne.