Konzentrische Kreise

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Die Familie Roleder, Mutter, Vater und der Sohn Hans ziehen oder fliehen auf eine unbewohnte Insel inmitten eines Sees. Der Grund warum die Familie diesen Schritt geht, bleibt im Dunkeln und ist dann irgendwie auch gar nicht mehr wichtig. Stattdessen begleiten wir, als Lesende, Hans in seiner Gedankenwelt, in der jede Begebenheit eine besondere Form und Bedeutung erhält. Hans passt bereits sehr jung nicht mehr zu den zeitüblichen gesellschaftlichen Erwartungen. Nachdem er in der Schule eingeschult und dort verprügelt wurde, geht er eben nicht mehr hin. Was zur Folge hat, dass er den Eltern, seinem Freund Kalle und seinem geliebten Hund entzogen und stattdessen in eine gnadenlose Erziehungsanstalt gesteckt wird. Erst nach vielen Jahren kehrt auf die Insel zurück.

Dieser Roman ist ungewöhnlich, die Sprache ist weniger Prosa als vielmehr Lyrik. Die Gedanken des Protagonisten vermitteln eine gewaltige Gefühlsdichte, so dass der Autor weitgehend auf Dialoge und vollständig auf Kapitel verzichten kann. Kein Fünkchen Hoffnung scheint sich in der harten Lebensgeschichte des jungen Hans zu verbergen. Düster und kühl wirkt die Stimmung auf mich und doch sind da die guten Gedanken eines Jungen, der die Gefühle der Eltern und die Eindrücke aus seiner Umgebung aufzusaugen scheint. Sehr zutreffend fand ich den Satz: „Wie kann etwas eine Erinnerung sein, das niemals geschehen ist?“. Und doch lebt Hans mit und durch seine Erinnerungen. So spürt man zwischen den Zeilen die Sehnsucht des Jungen nach Farbe und Schönheit und dessen Zuwendung zur Natur. Letztendlich wird deutlich, dass Leben ein stetiger Kreislauf ist, mit Beginn und Ende. Und letztendlich denke ich, ja, Hans ist der König der Insel, der Licht und Hoffnung in sich trägt.