Umschlossen

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milena Avatar

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Dirk Gieselmann hat sein Romandebüt vorgelegt, das man als leises, in sich gekehrtes Buch bezeichnen kann. Wer will, findet auch eine Anklageschrift gegen eine Gesellschaft, die Außenseiter schwer duldet, weil sie ihr eigenes Selbstverständnis in Frage stellen. Hans Rolender verschlägt es mit seinen Eltern Anfang der 60er Jahre auf eine unbewohnte Insel in einem See, nicht allzu weit vom nächsten Ort entfernt, aber doch abgelegen, und als Bewohner des Eilands sind die drei auf sich gestellt. Die Eltern von Hans muten merkwürdig an, ihre Beweggründe, sich von der Gesellschaft zurückzuziehen, sind nicht ganz leicht nachzuvollziehen. Ein karges Leben, in dem sie sich um halbverhungerte Schafe kümmern, um ein Auskommen zu haben, wirkt nahezu archaisch und wenig romantisch. Hans aber blüht auf, er liebt das Inselchen, streunt mit dem Hund über die Insel und fühlt grenzenlose Freiheit. Diese Freude währt aber nur bis zu seiner Einschulung, die ihn dann wieder in die alten Strukturen zurücktreibt. Mir hat das dünne Buch sehr gefallen, obwohl wenig passiert, treibt einen die poetische Sprache voran, bis ans Ende des Buches und seines stillen Heldens.