Wunderschön Bedrückend

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Mit „Der Inselmann“ hat Dirk Gieselmann eine moderne Sage geschaffen, die vom Wunsch des Entkommens aus der Gesellschaft und der Sehnsucht nach Einsamkeit berichtet. Durch seine wunderbare, poetische Wortwahl erzeugt der Autor eine ganz besondere Stimmung, als Leser*in fühlt man zugleich die unglaubliche Freiheit, wie auch die Enge und Einsamkeit der Insel. Sie ist ein Sehnsuchtsort für den Protagonisten, jedoch niemals für den Lesenden, da sie in ihrer gesamten Rauheit und Härte präsentiert, ja fast schon personifiziert wird. Die Insel ist der eigentliche Hauptcharakter dieser Erzählung, alles dreht sich um sie, die Figuren sind von ihr abhängig, sie ist ihr Daseinsmittelpunkt. Eigentlich ist die Handlung flüchtig erzählt, vor allem Nebenfiguren sind kaum ausgearbeitet und trotzdem wird durch atmosphärische, stimmungsvolle Wortwahl ein wunderbar rundes Bild erzeugt, mehr Perspektive braucht es nicht.
Dieses Buch, das nicht einmal 200 Seiten hat, zeigt vor allem eins: weniger ist manchmal mehr.