Ist der irre?

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heidersv Avatar

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Der ist irre, der Ire
In dem Buch „Der Ire“ von Peter Mann geht es um die Geschichte von zwei Männern während des Zweiten Weltkrieges. Der eine, „der Ire“, sitzt anfangs im spanischen Gefängnis, weil er dort gegen die Faschisten gekämpft hat. Der andere arbeitet für die Abwehr, also Canaris, ist alles andere als ein überzeugter Nazi, und soll eben diesen Iren rekrutieren. Man erhofft sich von ihm, in Irland einen Aufstand gegen Großbritannien zu organisieren.
Diese beiden, der irische Agent und sein Agentenführer haben wohl unabhängig voneinander ihre Erlebnisse notiert. Und so lesen wir abwechselnd, anfangs mehr oder weniger zeitgleich, dieselben Geschichten aus unterschiedlichen Sichtweisen. Doch diese zeitliche Überlappung verschiebt sich immer weiter, sodass der Leser immer viel später erfährt, wie es -vielleicht- war.
Der Ire sieht sich immer mehr als Kämpfer „für England“ und will Hitler indirekt töten, indem er seinen Arzt umbringt. Ein paar Ärzte fallen ihm tatsächlich zum Opfer, zumindest behauptet er das. Der Deutsche, ein Homosexueller, verzehrt sich nach dem Iren, schützt ihn, wo er kann, fälscht schlussendlich Papiere, damit dieser dem KZ entgeht, versteckt ihn, pflegt ihn, nimmt sogar die Morde des Iren auf sich.
Diese fesselnde Geschichte, bei der du nie sicher weißt, was denn wahr, was denn Einbildung, was denn Fehlinterpretation oder einfach ein Phantasiegebäude ist, wird von zwei Notizen nach dem Krieg eingerahmt. Notiz 1: die Aufforderung, diese beiden Stapel beschriebenes Papier zu sortieren und nach brauchbaren Informationen zu suchen und am Ende Notiz 2 wo der imaginäre offizielle Leser seinen Kommentar dazu abgibt und an beiden Schreiberlingen so einiges auszusetzen hat.
Ich habe dieses Werk mit sehr großem Vergnügen gelesen.