Interesse wird geweckt

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mellie Avatar

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Zwei Handlungsstränge werden hier entwickelt.
Der erste spielt in Preußen auf dem flachen Land und beginnt in der ersten Häfte des 19. Jahrhunderts. Der Landjunker Levin Briest stirbt und hinterläßt seine gesamten Güter seinem ältesten Sohn während der jüngste Sohn Alvin leer ausgeht und so auf die finanzielle Gnade seines Bruder angewiesen zu sein scheint. Am Todestag seines Vaters lernt er den damals noch unbekannten Otto von Bismarck kennen - das dieser einmal der defacto wichtigste Mann in Preußen sein wird, dürfte damals kaum jemand geahnt haben. Bismarck fordert den deprimierten Alvin auf, bei der Bekämpfung eines (kleinen) Aufstandes in der Nachbargemeinde seine Chance zu nutzen, um so aus dem Schatten und der Abhängigkeit des Bruders herauszukommen. Ganz klar wird in den Schilderungen, dass sowohl Bismarck als auch Alvin keine Anhänger modernen Gedankenguts sind. Freiheit der Bauern und andere Reformen scheinen ihnen eher als Teufelswerk und die Wurzel für den fehlenden Wirtschaftsaufschwung in Preußen 25 Jahre nach dem Sieg über Napoleon.
Der zweite Handlungsstrang spielt zur gleichen Zeit in einem heruntergekommenen Viertel in Paris, wo Louise sich eine Wohnung mit ihrer Mutter teilt, die versucht als Geliebte die beiden Frauen wirtschaftlich über Wasser zu halten. Nach dem Louises Vater das Geld verspielt und Selbstmord begangen hat.
Ich bin sehr gespannt, ob und wie der Autor diese Lebenswege miteinander verknüpft und wie sich das Schicksal von Louise (ihrer Mutter) und Alvin weiterentwickelt. Der Roman könnte eine spannende Zeitreise rechts und links des Rheins beschreiben. Gegensätze ergeben sich nicht nur aus der unterschiedlichen Lebenssitutation, sondern auch aus den verschiedenen Beurteilungen bzgl. der Einstufung von Revolutionen. Bin gespannt.