Vor rund zwei Jahrhunderten

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Die Leseprobe zu "Der Jahrhundertsturm" beginnt im Jahr 1840, also vor knapp 200 Jahren. Andere Zeiten, andere Sitten, die beschrieben werden. Der Gutsherr Levin van Briest liegt im Sterben - und hat neben seinen 22- und 19-jährigen Söhnen auch den Rest der Familie, die Angestellten und die Pächter gerufen, seinen letzten Lebenszügen beizuwohnen und der Verkündung des Testaments zu lauschen. Dieses sieht für den jüngeren Sohn Alvin nur eine kleine Apanage vor, also ein wenig Geld, das nicht genug zum Leben bietet.
Alvin trifft vor dem Haus aus Otto von Bismarck - offenbar den jungen von Bismarck, der dereinst zum Ministerpräsidenten von Preußen und Reichskanzler des Deutschen Reiches wird. Obwohl sich die beiden Männer nicht kennen, öffnet sich Alvin dem Älteren und bekennt sich zu seinen Zukunftsängsten. Doch bevor sich die Unterhaltung weiter entwickelt, werden die Männer zu einem Aufstand in Jerichow gerufen - einer Kleinstadt, in der sich offenbar "Aufständische" im Rathaus verschanzt haben. Ob sie wirklich den Bürgermeister ermordet haben, bleibt fraglich.
Im zweiten Teil der Leseprobe wird Louise Ferrand vorgestellt, eine 17-jährige Tochter eines Adligen, der sich nach Spiel- und Alkoholsucht selbst ermordet hat. Nicht nur das hat zum Abstieg von Louise und ihrer Mutter Amelie beigetragen. Amelie versucht, einen gewissen Lebensstandard dadurch aufrechtzuerhalten, indem sie sich einem Staatsbeamten als Liebhaberin andient. Doch dieser lässt die langsam alternde Frau sitzen ...
Richard Dübell schafft es sehr gut, die Stimmung des vorvergangenden Jahrhunderts zu schildern. Ein historischer Roman, der offenbar auf realen Vorkommnissen und realen Personen beruht. Und eine spannende Geschichte verspricht - sowohl im kleineren familiären Bereich als auch in der "großen Politik". Sprachlich angemessen schildert Dübell schon auf diesen ersten Seiten sehr ansprechend.