Intensiv und berührend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
peppermintpatty Avatar

Von

An dieses Buch bin ich ohne große Erwartungen herangegangen. Es sieht nett aus, aber nicht spektakulär. Allerdings fesselt es sofort und entwickelt einen ganz besonderen Sog, ruhig und stetig.

Wir sind in einem irischen Fischerort, irgendwann in den 70ern, und da sind die Menschen speziell. Das erzählen sie uns auch aus ihrer ganz eigenen Sicht. Hier ist die Gemeinde selbst ein ganz eigentümlicher Erzähler, Beobachter, Kommentator. Man hat gehört, man hat gesehen, man munkelt und manches hat man noch nie erlebt, weil manches bei uns eben nicht üblich ist. Das ist so einfach wie originell, macht Spaß und charakterisiert diesen Menschenschlag wirklich treffend. Man ist sich einig, eigen zu sein, reserviert aber neugierig, eine Gemeinschaft von Eigenbrötlern.

Ganz besonders eigen ist Ambrose Bonner, der eines Tages ein Baby mit nach Hause bringt. Ein echtes Findelkind, das am Strand abgelegt wurde. Ambrose und seine Frau adoptieren den kleinen Jungen, der von da an einen Sonderstatus in der Gemeinschaft erhält. Er gehört dazu und ist doch eigentlich fremd. Sein Bruder Declan tut sich schwer damit, ihn als Bruder zu lieben. Ist Brandon nicht eher ein Rivale, ein Konkurrent um die Elternliebe?

Dieses Buch ist intensiv. Es erzählt von harten Leben irischer Fischer, die mit dem Meer verbunden sind, sowohl ihre Traditionen als auch ihre Vorurteile pflegen und sich plötzlich mit dem Fortschritt auseinandersetzen müssen. Das Thema wird einfühlsam mit der Geschichte der Familie Brandon verflochten, deren Leben man 20 Jahre lang begleiten kann. Es gibt Leidvolles und auch Tragisches, aber sie machen weiter und arrangieren sich. Das Ende lässt sogar hoffen, dass es auch andere Wege geben kann als die vorgezeichneten.

Ein wunderbares Buch.