Von Gaunern und anderen Dieben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
marapaya Avatar

Von

Etwas steif kommt er daher, der Text von Tom Hillenbrand. Steif wie die englischen Perücken und politischen Gespräche in den Kaffeehäusern Londons. Nun das 17. Jahrhundert trägt die Aufklärung in sich und Rationalität ist eben nicht gleichzusetzen mit Spaß und leichter Unterhaltung. So verwundert es nicht, dass die Hauptfigur eine schräge Mischung zwischen Naturwissenschaftsphilosoph und Betrüger darstellt. Allerdings sind Obediahs Betrügereien doch nicht so wasserdicht, wie sie hätten sein sollen – London musste er verlassen, um sein Leben zu schützen, doch auch in Amsterdam werden Betrügereien geahndet und so sitzt der Denker in einem Arbeitsgefängnis ein und blickt dem nahen Tod ins Auge. Eine letzte große Gaunerei könnte ihn retten oder zumindest einen Aufschub vor dem eigenen Ende verschaffen, denn Europa ist es leid, sich das liebgewordene Modegetränk Kaffee teuer von den Türken einzukaufen. Der Funke ist noch nicht übergesprungen nach den ersten 50 Seiten dieses historischen Romans. Schräge Namen, unzählige Gespräche über Börsenspekulationen, Wissenschaftsgeplapper und Abwägungen über die politische Situation der europäischen Königshäuser des Jahres 1683 und folgende gestalten den Einstieg etwas sperrig und verhindern zudem eine Annäherung an die scheinbare Hauptfigur und das neugierige Interesse an seinem weiteren Schicksal. Zumindest brenne ich nicht so sehr darauf, Obediah erneut grandios scheitern zu sehen.