Äußerst gut recherchierter historischer Roman

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borabora Avatar

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1683, Obediah Chalon hat spekuliert und alles verloren. Er versucht es nun mit gefälschten Wechseln und fliegt auf. Die VOC, die Vereenigde Oostindische Compagnie, bietet ihm einen Ausweg, indem er für sie in das ferne Mocha reist und Kaffeepflanzen stiehlt. Ein riskantes Unterfangen, denn sollten die Türken ihn erwischen, droht ihm die Todesstrafe. Er stellt eine Truppe zusammen, jeder Spezialist auf seinem Gebiet, und macht sich auf den Weg.

Der Kaffeedieb ist ein äußerst gut recherchierter historischer Roman. Die Fülle an Details ist manchmal ein wenig überwältigend, was sich leider auch auf den Lesefluss auswirkt. Auch die vielen anderssprachigen Ausdrücke, auf niederländisch, französisch oder arabisch, bringen den Leser manchmal ins Straucheln. Trotzdem verleihen die vielen Details dem Buch einen deutlichen Mehrwert. Wer einen seichten Räuberroman erwartet, wird gewiss enttäuscht, aber Leser, die Hintergründe, sei es politisch, gesellschaftlich oder nur aus dem Alltag des Mittelalters, erfahren wollen, werden hier fündig. Ein Großteil des Buches beschäftigt sich mit der Vorbereitung der Reise. Der eigentliche Raub wird fast nur am Rande erwähnt, was wirklich Schade ist. Der erste Teil, wie es mit Obediah abwärts geht, sowie der letzte Teil, der sich um den Raub und die Heimreise dreht, sind sehr spannend und flüssig geschrieben. Der mittlere Teil zieht sich ein wenig. Trotzdem lohnt es sich durch zu halten.

Obwohl man sehr viel über Obediah erfährt, bleibt er für mich doch ein Rätsel. Ganz schlau werde ich nicht aus dem Mann, genauso wenig aus den anderen Teilnehmern der Expedition. Wirklich menschlich wird er für mich nur am Ende der Geschichte.

Insgesamt ist der Kaffeedieb eine wunderbare Geschichte, lehrreich und spannend, aber nichts für mal so zwischendurch.