Der Kaffeedieb

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ealwyn Avatar

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Die frühe Neuzeit, Zeit zahlreicher Veränderungen und Neuerungen. Die Schwelle zwischen Ende einer alten Ära und dem Beginn einer Neuen, besonders des frühen Kapitalismus. Neue Waren erobern die europäische Welt, viele davon Waren aus den zahlreichen Kolonien. Kaffee und Tee werden zum Symbol von Mode, dann schließlich Leistung, Zucker ersetzt Honig, Kartoffeln ernähren eine immer stärker wachsende Bevölkerung. Es gilt, sich entweder zu behaupten und zu schwimmen, oder kläglich zu ertrinken.
Tom Hillebrand beschäftigt sich mit dieser Periode der Umbrüche (1683).

Obwohl gerade die gehobene Gesellschaft immer mehr dazu neigt, Kaffee zu trinken, ist es dennoch schwer, an die begehrte Ware zu kommen. Die Osmanen wachen mit Adlerauge über die Beibehaltung ihres Kaffeemonopols. Geradezu waghalsig erscheint da der Plan Obediahs, der den Kaffee unter der Hand aus dem arabischen Mokka in die europäischen Gefilde schmuggeln will. Der junge Händler Obediah lässt sich von seinen ruinösen Verlusten an der Londoner Börse nicht schrecken, sondern wagt das Unmögliche und überzeugt sogar die Vereinigte Ostindische Compagnie, ihm finanzielle Unterstützung für die Zusammenstellung eines Expertenteams zu geben.
Obwohl das Vorhaben zunächst unter einem guten Stern zu stehen scheint, wird schließlich eine zunehmend schwierige Odyssee daraus, die sowohl Unterstützer als auch unerwünschte Aufmerksamkeit von gegnerischer Seite findet.

Durchaus realistisch wird das Buch trotz des Vorhabens durch einen lebendigen Erzählstil, der in der erlebten Rede verfasst ist. Das Werk ist durchaus charaktergezogen: Obediah ist vielschichtig und als Hauptperson interessant zu begleiten. Man fragt sich unwillkürlich, was auf der nächsten Seite erzählt wird. Geschichtsbegeisterung ist beim Lesen besonders förderlich, da der Leser Einblick in viele gut recherchierte Hintergründe erhält.

Meine Schlussfolgerung: Gutes Buch, spannend zu lesen.