Der Kaffeedieb

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Der Roman spielt Ende des 17. Jahrhunderts. Obediah Chalon, ein Filou, Geldfälscher und Möchtegerngelehrter, der sich in der République des Lettres herumtreibt, ist auch ein großer Spekulant. An der Londoner Börse verspekuliert er sich und verliert alles. Also ist er darauf angewiesen, den Vorschlag anzunehmen, der ihm von der VOC bereitet wird: er soll eine Expedition leiten, um Kaffeepflanzen aus der Türkei zu stehlen. Dafür soll er reich belohnt werden. Obediah stellt eine Truppe zusammen, bestehend aus Botaniker, Schiffsführer, Verkleidungskünstlerin, und General, also alles, was es für diese Expedition braucht. Nur der Meisterdieb fehlt noch, der die Kaffeepflanzen stehlen soll. Obediah wählt ausgerechnet den verstoßenen Sohn König Ludwigs XIV. - eine risikoreiche Wahl.

Der Autor hat die Zeit scheinbar sehr gut recherchiert. Der Roman spielt nicht nur in England, sondern auch im damaligen Holland, Frankreich und dem Osmanischen Reich. Mir hat gefallen, dass man sich durch die vielen Details, die der Autor einstreut, gut in die Zeit und die jeweilige Kultur des Landes hineinversetzen kann. Die Geschichte ist interessant, teils spannend und man lernt einiges über die Geschichte Europas am Ende des 17. Jahrhunderts.
Weniger gut gefallen hat mir, dass manche Passagen sich sehr gezogen haben. Bevor die Expedition überhaupt richtig losgeht, ist schon über die Hälfte des Buches vergangen. Den eigentlichen Vorgang des Kaffeediebstahls habe ich später fast überlesen, weil das plötzlich sehr schnell ging. Ich hab das Gefühl, dass das Erzähltempo in dem Roman nicht ganz stimmig ist.

Doch trotz dessen handelt es sich um einen gut recherchierten historischen Roman mit einer interessanten Handlung. Auch die Aufmachung des Buches ist gelungen. Am Anfang und Ende des Buches sind Landkarten aus der damaligen Zeit abgedruckt, so dass man den Charakteren auf ihrer Reise gut folgen kann, auch wenn sich die Landesgrenzen verglichen mit heutzutage stark verändert haben. Am Ende des Buches gibt es ein Glossar und eine Übersicht über alle Charaktere, was manchmal ganz hilfreich war.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Ich würde es jedoch nur an jemanden weiterempfehlen, der ein historisches Interesse an der Zeit hat. Dies ist kein Roman, den man mal schnell nebenbei liest.