Ein herzreissender amerikanischer Spiegel
„Aber hab keine Angst vor dem Leben. Das Leben ist gut, wenn wir einander Gutes tun.“
„Der Kaiser der Freude“ ist ein Buch voller Ohnmacht und Alltäglichkeit, von den Schwierigkeiten und Freuden des Alltags. Von Freundschaft - ganz egal in welcher Form und dem Fünkchen Licht, das in jeder Dunkelheit existiert. Genauso ist es ein Roman ohne erkennbares Ziel. Es fühlt sich so an, als würden wir Hai, selbstmordgefährdet und medikamentenabhängig, fürsorglich und warmherzig, nur ein Stück auf seinem Weg begleiten. Und das schmerzt - gerade weil sein Schicksal so prekär wie offen ist.
Hai lebt in einer heruntergekommenen Kleinstadt in New England - und sein Leben liegt in Scherben bis ihn Grazina, eine alternde immigrierte Überlebende aus dem 2. Weltkrieg, deren eigene Geister in ihrem Kopf immer stärker werden, vor dem Freitod rettet. Er zieht bei ihr ein, wird der Pfleger der an Demenz erkrankten Damen und beginnt in einem Diner zu arbeiten. Nicht dass Grazina alle Scherben wieder zusammenpuzzlen wird, nein, dass nicht. Aber sie zeigt die Schönheit im eines einzelnen Bruchstücks
Mich hat die wachsende Beziehung zwischen dem jungen Hai und der über 80 Jährigen sehr berührt. Mit jeder Seite, voller Gesprächen der beiden, mal vollkommen klar, mal überlagert von Grazinas Erinnerungen aus dem 2. Weltkrieg, die sich immer mehr in den Alltag schleichen, sind sie mir mehr ans Herz gewachsen. Ihre wachsende Freundschaft, ihr Lernen voneinander, fand ich sehr eindringlich beschrieben. Für mich sind die beiden und ihre kleinen Abenteuer das Herz des Romans.
Die Erzählung zentriert sich auf Hai, seine Depression und seine Tablettenabhängigkeit, seine Trauerbewältigung, seine Fehlschläge und sein eigenes Schuldbewusstsein für so viele Dinge, an denen er nur zum Teil die Schuld trägt. Manchmal ist das für den Lesenden selbst schwer zu ertragen.
Der zweite zentrale Aspekt ist Hais Job im Diner, sein Verhältnis zu seinen Kollegen und die sich hier entwickelnde Freundschaft. Das war das Gegengewicht zu seiner Beziehung zu Grazina, obwohl sich zwischen Grillhähnchen und Fertigkartoffelpüree auch eine feste Gemeinschaft entwickelt - sogar mit Spinatmissbrauch. Trotzdem hat mich das Diner nicht ganz so gefesselt - die Erzählung mäanderte vor sich hin (ich bin mir bewusst, dass das von Ocean Vuong gewollt war!). Trotzdem hat es mich ab und an verloren.
Alles in allem ein Roman, der grandiose Momente, weise Sätze und plastische Gedankenbilder in sich vereint - zu einem Plädoyer an das Leben und warum es wert ist, nicht aufzugeben.
„Der Kaiser der Freude“ ist ein Buch voller Ohnmacht und Alltäglichkeit, von den Schwierigkeiten und Freuden des Alltags. Von Freundschaft - ganz egal in welcher Form und dem Fünkchen Licht, das in jeder Dunkelheit existiert. Genauso ist es ein Roman ohne erkennbares Ziel. Es fühlt sich so an, als würden wir Hai, selbstmordgefährdet und medikamentenabhängig, fürsorglich und warmherzig, nur ein Stück auf seinem Weg begleiten. Und das schmerzt - gerade weil sein Schicksal so prekär wie offen ist.
Hai lebt in einer heruntergekommenen Kleinstadt in New England - und sein Leben liegt in Scherben bis ihn Grazina, eine alternde immigrierte Überlebende aus dem 2. Weltkrieg, deren eigene Geister in ihrem Kopf immer stärker werden, vor dem Freitod rettet. Er zieht bei ihr ein, wird der Pfleger der an Demenz erkrankten Damen und beginnt in einem Diner zu arbeiten. Nicht dass Grazina alle Scherben wieder zusammenpuzzlen wird, nein, dass nicht. Aber sie zeigt die Schönheit im eines einzelnen Bruchstücks
Mich hat die wachsende Beziehung zwischen dem jungen Hai und der über 80 Jährigen sehr berührt. Mit jeder Seite, voller Gesprächen der beiden, mal vollkommen klar, mal überlagert von Grazinas Erinnerungen aus dem 2. Weltkrieg, die sich immer mehr in den Alltag schleichen, sind sie mir mehr ans Herz gewachsen. Ihre wachsende Freundschaft, ihr Lernen voneinander, fand ich sehr eindringlich beschrieben. Für mich sind die beiden und ihre kleinen Abenteuer das Herz des Romans.
Die Erzählung zentriert sich auf Hai, seine Depression und seine Tablettenabhängigkeit, seine Trauerbewältigung, seine Fehlschläge und sein eigenes Schuldbewusstsein für so viele Dinge, an denen er nur zum Teil die Schuld trägt. Manchmal ist das für den Lesenden selbst schwer zu ertragen.
Der zweite zentrale Aspekt ist Hais Job im Diner, sein Verhältnis zu seinen Kollegen und die sich hier entwickelnde Freundschaft. Das war das Gegengewicht zu seiner Beziehung zu Grazina, obwohl sich zwischen Grillhähnchen und Fertigkartoffelpüree auch eine feste Gemeinschaft entwickelt - sogar mit Spinatmissbrauch. Trotzdem hat mich das Diner nicht ganz so gefesselt - die Erzählung mäanderte vor sich hin (ich bin mir bewusst, dass das von Ocean Vuong gewollt war!). Trotzdem hat es mich ab und an verloren.
Alles in allem ein Roman, der grandiose Momente, weise Sätze und plastische Gedankenbilder in sich vereint - zu einem Plädoyer an das Leben und warum es wert ist, nicht aufzugeben.