Falsches Buch zum falschen Zeitpunkt?

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Der Kaiser der Freude war mein erstes Werk von Ocean Vuong und meine Erwartungen waren entsprehend riesig und ich war mir sehr, sehr sicher, dass Vuongs Roman genau meinen Geschmack treffen wird. Ich hatte bereits viel über seinen poetischen Stil gehört und dachte, das könnte genau die Art von intensiver, sprachlich besonderer Literatur sein, die mich begeistert. Leider hat das nicht ganz geklappt und mir fiel es wirklich schwer, in die Geschichte zu finden. Der Stil ist zweifellos besonders, aber genau das hat mir den Zugang etwas erschwert. Zudem wurden einfach wirklich schwere Themen behandelt, wie prekäre Lebensrealitäten gepaart mit Drogensucht, versuchtem Suizid, Armut oder Demenz. All das ist so verdichtet im Roman, dass es mich als Leserin beinahe überfordert hat und ich nur noch diese bedrückende und düstere Grundstimmung wahrnehmen konnte und mich emotional gar nicht richtig einlassen konnte, weil es einfach so viel war und ich mich (vielleicht aus Selbstschutz?) vom Inhalt distanzieren wollte. Der Kaiser der Freude ist wahrscheinlich eines der bedrückendsten Bücher, die ich seit langem gelesen habe.

Vielleicht war es einfach nicht das richtige Buch zur richtigen Zeit. Ich war oft eher erschöpft vom Lesen als bewegt. Trotzdem denke ich, dass es sich lohnt, dem Roman zu einem anderen (und passenderen) Zeitpunkt nochmal eine Chance zu geben. Mit ein bisschen Abstand, vielleicht in einer ruhigeren Phase und generell einfach mehr Zeit für das Buch, klappt’s ja beim zweiten Anlauf; ich würde es mir sehr wünschen!