Poetisch und emotional mitreisend

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Ocean Vuong ist einer der interessantes Lyriker unserer Zeit. Ein junger Mann der Sätze schreibt, die so geschliffen wirken, als hätte er jahrhundertelang an ihnen gefeilt. Die Geschichte selbst, gespeist aus seinen eigenen Erfahrungen, hat etwas banales. Es werden Schicksale erzählt, wie es sie wohl Millionenfach gibt auf dieser Welt. Und doch vermag Vuong diesem Existieren, dem die aus Hollywood bekannte Größe und das große Happy End fehlt, Würde zu verleihen. Vuongs Blick auf die Abgehängten und an den Rand der Gesellschaft gedrängten ist von einer ungewohnten Zärtlichkeit. Der Autor nimmt uns mit in marode Häuser, heruntergekommen Fast-Food-Restaurants, Schlachthöfe und sogar Mülltonnen. Immer wieder findet man Solidarität dort wo man es am wenigsten erwartet hätte.

Auch wenn das Buch zur Zeit der Präsidentschaft von Barack Obama spielt, ist es ein Abgesang auf den American Dream. Die einzelnen Kapiteln erinnern manchmal an Kurzgeschichten, sind teils grausam, teils komisch, teils brutal und oft eine Mischung aus all dem und noch soviel mehr.

Als Leser braucht man anfangs etwas Zeit um mit der ungewohnt überladenen, sinnlichen Sprache warm zu werden. Es ist kein Buch zum schnell mal durchlesen, es ist ein Buch mit dem man sich auseinandersetzen und das man manchmal auch erst sacken lassen muss.