sprachgewaltiges Werk über das Leben am Rand der amerikanischen Gesellschaft
East Gladness, ein vergessener Ort im tristen Connecticut. Hier lebt Hai, Sohn vietnamesischer Einwanderer, der an einem Wendepunkt steht: Nach dem Abbruch seines Studiums, jahrelangem Tablettenmissbrauch und einem Leben im Netz aus Lügen zieht es ihn auf eine Brücke, wo er seinem Leben ein Ende setzen will.
Doch hier sieht ihn Grazina – eine demente alte Frau litauischer Herkunft, die den zweiten Weltkrieg überlebt hat und nun allein in einem baufälligen Haus am Fluss lebt. Ihre Begegnung mit Hai, so zufällig sie wirkt, ist der stille Auftakt zu einer zarten Verbindung zwischen zwei Verlorenen: ein junger Mann am Abgrund, eine alte Frau am Ende ihres Lebens, die zunächst nicht allzu viel gemein haben, doch „Die Superkraft der Jugend besteht darin, dass man dem Nichts am Nächsten ist, und darin gleicht sie dem hohen Alter.“ (S. 420).
Sprachlich ist der Roman eine Wucht. Vuong schreibt mit poetischer Präzision, die zu keiner Zeit kitschig erscheint. Seine sprachliche Gewandtheit hat mich beeindruckt und zugleich berührt. Dabei greift „Der Kaiser der Freude“ Themen wie Einsamkeit, Wahlfamilien und die Fragilität menschlicher Verbindungen auf. Dargestellt ist außerdem ein Amerika, das mit dem „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ nur noch wenig zu tun hat.
Letztlich bleibt bei mir aber doch ein zwiespältiges Gefühl. So intensiv und ergreifend die Sprache ist, so sehr fehlte es mir in der Handlung an Entwicklung. Die Grundidee – zwei Einsame, die einander ein Stück Leben schenken, gepaart mit einer sozialkritischen Darstellung des heutigen Amerikas – fand ich stark, die Handlung hat mich aber erzählerisch nicht komplett überzeugen können. Ich finde zwar, dass die Handlung auch ohne großen Spannungsbogen funktioniert und gerade von den leisen Tönen lebt, die die Trostlosigkeit und inneren Konflikte widerspiegeln, aber die Charaktere blieben mir letztlich zu wenig plastisch. Möglicherweise war auch meine Erwartungshaltung einfach zu hoch… (?)
„Der Kaiser der Freude“ ist ein sprachgewaltiges Werk über das Leben am Rand der amerikanischen Gesellschaft – berührend, feinfühlig und ungeschönt. Man sollte jedoch keine Handlung mit Spannungsbogen und Entwicklungen erwarten.
Doch hier sieht ihn Grazina – eine demente alte Frau litauischer Herkunft, die den zweiten Weltkrieg überlebt hat und nun allein in einem baufälligen Haus am Fluss lebt. Ihre Begegnung mit Hai, so zufällig sie wirkt, ist der stille Auftakt zu einer zarten Verbindung zwischen zwei Verlorenen: ein junger Mann am Abgrund, eine alte Frau am Ende ihres Lebens, die zunächst nicht allzu viel gemein haben, doch „Die Superkraft der Jugend besteht darin, dass man dem Nichts am Nächsten ist, und darin gleicht sie dem hohen Alter.“ (S. 420).
Sprachlich ist der Roman eine Wucht. Vuong schreibt mit poetischer Präzision, die zu keiner Zeit kitschig erscheint. Seine sprachliche Gewandtheit hat mich beeindruckt und zugleich berührt. Dabei greift „Der Kaiser der Freude“ Themen wie Einsamkeit, Wahlfamilien und die Fragilität menschlicher Verbindungen auf. Dargestellt ist außerdem ein Amerika, das mit dem „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ nur noch wenig zu tun hat.
Letztlich bleibt bei mir aber doch ein zwiespältiges Gefühl. So intensiv und ergreifend die Sprache ist, so sehr fehlte es mir in der Handlung an Entwicklung. Die Grundidee – zwei Einsame, die einander ein Stück Leben schenken, gepaart mit einer sozialkritischen Darstellung des heutigen Amerikas – fand ich stark, die Handlung hat mich aber erzählerisch nicht komplett überzeugen können. Ich finde zwar, dass die Handlung auch ohne großen Spannungsbogen funktioniert und gerade von den leisen Tönen lebt, die die Trostlosigkeit und inneren Konflikte widerspiegeln, aber die Charaktere blieben mir letztlich zu wenig plastisch. Möglicherweise war auch meine Erwartungshaltung einfach zu hoch… (?)
„Der Kaiser der Freude“ ist ein sprachgewaltiges Werk über das Leben am Rand der amerikanischen Gesellschaft – berührend, feinfühlig und ungeschönt. Man sollte jedoch keine Handlung mit Spannungsbogen und Entwicklungen erwarten.