Verbesserungsbedürftig

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bookworld91 Avatar

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Wie lebt es sich als Außenseiter in einer Gesellschaft voller Zwänge? Das beschreibt Ocean Vuong in „Der Kaiser der Freude“.
Hai ist queer und hat eine vietnamesische Mutter. Um durch den Tag zu kommen, nimmt er Pillen. Direkt zu Beginn des Romans möchte er sein Leben beenden. Dann ist da Grazina, seine Retterin. Sie hat den Holocaust überlebt und hat mit ihren Erinnerungen zu kämpfen. Hai wird ihr Pfleger und kommt bei ihr unter. Zudem beginnt er, inmitten anderer Außenseiter in einem Diner zu arbeiten.
Vuong spricht in seinem Buch wichtige Themen an. Posttraumatische Belastungsstörungen gehören genauso dazu wie Drogen, Depression, Armut, fehlende Zugehörigkeit, mangelndes Selbstvertrauen, abwesende Eltern oder unterlassene Hilfe. All diese Themen in ein Buch zu packen ist eine Herausforderung, die Vuong nur bedingt gelungen ist. Die Themen werden allesamt in schöner, lyrischer Sprache angeschnitten, jedoch nicht vertieft. Das zeigt sich besonders in den Charakteren, denen die Tiefe fehlt. Wir erfahren von den Problemen als solches, nicht aber, wie es den Charakteren damit geht. Es mangelt an Ecken und Kanten, an dem gewissen Etwas- sowohl bei den Charakteren, als auch in der Spannung. Das ist nämlich ein weiteres Problem: auch wenn die Themen wichtig sind, zieht sich die Handlung hin und zwischendurch wird es anstrengend, dem Geschehen aufmerksam zu folgen.
Die Story hat Potenzial, die Themen sind wichtig und die Sprache ansprechend- allerdings fehlen die Details bei Charakteren und Spannung. Daher gebe ich schweren Herzens drei Sterne.