Zwischen den Fronten

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buecherfan.wit Avatar

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"Der katholische Bulle" ist Adrian McKintys zwölfter Roman und der erste Teil einer geplanten Trilogie unter dem Titel "The Troubles Trilogy". Der erste Band spielt 1981 während der "Troubles" genannten 30 Jahre dauernden bürgerkriegsähnlichen Zustände in Nordirland. Die ersten beiden in den Hungerstreik getretenen IRA-Gefangenen sind gestorben, was zu neuen Unruhen in Ulster führt. Im Mittelpunkt des Romans steht Detective Sergeant Sean Duffy, der erst seit zwei Wochen auf seinem Posten in der Kleinstadt Carrickfergus außerhalb von Belfast ist. An diesem Abend beobachtet er mit seinen Kollegen von einem Hügel aus die Unruhen in den Straßen eines Viertels von Belfast.

Sean Duffy ist ein ungewöhnlicher Polizist. Er hat einen hervorragenden Abschluss in Psychologie von der Universität Belfast, ist aber nach einem nicht näher bezeichneten Zwischenfall nicht an der Universität geblieben oder in die USA gegangen, sondern in die überwiegend protestantische Polizeitruppe RUC (Royal Ulster Constabulary) eingetreten, obwohl er Katholik ist. Dadurch lebt er äußerst gefährlich. Er ist als Polizist automatisch eine Zielscheibe für die Mitglieder der IRA, aber als Katholik eben auch der Erzfeind für protestantische Extremisten, die sogar das Attentat auf den Papst als wichtigen Schlag gegen den Antichrist gutheißen.

Am Abend dieses Tages wird er von seinem Chef zu einem Tatort gerufen. In einem ausgebrannten Auto sitzt ein Toter mit einer abgetrennten Hand, was normalerweise ein Hinweis - meist begleitet von einem Beutel mit Münzen - auf einen getöteten Informanten ist. Die ersten Szenen zeigen, dass die Polizisten der personell schlecht ausgestatteten Dienststelle sich ausgesprochen unprofessionell verhalten. Duffy dagegen ist gut ausgebildet und hochintelligent. Seine Witze und sein Sarkasmus kommen jedoch nicht immer gut an, vor allem nicht bei seinem Vorgesetzten. Für den Leser zeichnet sich jedoch jetzt schon ab, dass McKintys neuer Roman einen interessanten Protagonisten mit viel Witz und großer Schlagfertigkeit hat und die sprachliche Qualität überdurchschnittlich ist, wie man schon auf der ersten Seite sehen kann: die Lichteffekte am nächtlichen Himmel könnten einen Maler inspirieren und werden genauso poetisch beschrieben wie die einander gegenüberstehenden Reihen der Polizei und der Randalierer, deren Bewegungen an ein Ballett erinnern.

Mir gefällt die Leseprobe sehr gut, und ich erwarte wieder einen sehr lohnenden Roman eines Autors, den ich bereits kenne und schätze.