Der katholische Bulle

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
jerri Avatar

Von

Sean Duffy, Polizist in Nordirland in den 80ern. Ein Krimi in einem heutzutage ungewöhnlichen, nicht alltäglichen Umfeld. Trostlos. Alles was passiert, ist politisch motiviert. Bombenanschläge, Autobrände, Krawalle, Straßenschlachten. Dann geschehen Morde an Schwulen. Endlich mal 'ganz normale' Fälle. Denkt man sich. Aber das Setting im Umfeld der aktiven IRA-Zeiten wäre verschwendet, wenn nicht auch politische Ziele verfolgt würden.
Ich kann mir die Zustände kaum vorstellen. Immer auf der Hut. Nicht nur vor den IRA-Kämpfern, sondern eigentlich vor jedem. Jeder ist irgendwie am Kampf beteiligt. Protestanten gegen Katholiken. Die Arbeitslosigkeit nährt die Gruppierungen. Und die gehen unbarmherzig vor. Vor jeder Fahrt mit dem Auto nachsehen, ob nicht eine Sprengladung angebracht wurde. Der Mord an den Homosexuellen geht ein bißchen unter im Wirrwarr der Organisationen. Und dazu kommt noch ein Fall von wahrscheinlichem Selbstmord, der unserem Ermittler nicht aus dem Kopf geht.
Insgesamt ein Buch, das mich durchaus fesseln konnte. Die Verflechtungen von IRA, FRU usw. machen das Lesen etwas konzentrierter, man verliert leicht den Überblick. Die Zeit, in der der Krimi spielt, ist allerdings gegenüber derer in heutiger CSI-Zeit spielenden Kirmis weitaus entschleunigter, Untersuchungsmethoden, die wir heutzutage aus jeder Krimi-Serie kennen, waren damals noch ganz am Anfang, wenn überhaupt. Bier und Schnaps zu jeder Tages- und Nachtzeit (auch im Dienst) findet man auch nicht mehr in jedem Krimi. Es lohnt sich, das Buch zu lesen, wenn man sich von der Zeit, in der es spielt nicht abschrecken lassen möchte.