Der katholische Bulle

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lunamonique Avatar

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Nach „Ein letzter Job“, „Der sichere Tod“ und „Todestag“ wartet Adrian McKinty wieder mit einem packenden, rätselhaften Krimi auf. „Der katholische Bulle“ spielt in Nordirland 1981. Junior-Sergeant Sean Duffy lebt in einer unruhigen Gegend zu einer unruhigen Zeit. Die IRA hat ein Kopfgeld auf katholische Bullen ausgesetzt. Vor jeder Fahrt muss er sein Auto auf Bomben kontrollieren. Eine Routine, die ihm das Leben retten könnte. Zwischen dem Wust aus Anschlägen, Morden, Hungerstreikenden passt eine Leiche so gar nicht ins Bild. Eine abgeschnittene Hand, Noten, vieles deutet auf einen Schwulenhasser hin. Der zweite Mord passt ins Bild. Treibt ein Serienmörder sein Unwesen, geschützt von dem anderen Tumult? Sean Duffy und sein Team tappen im Dunkeln. Dann wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Selbstmord? Um das Rätsel zu lösen, bringt sich Sean Duffy mehr als einmal in Lebensgefahr.

„Der katholische Bulle“ fesselt von der ersten Seite an. Das liegt an Sean Duffys prekäre Situation, mitten in der Gefahr zu leben. Warum er sich das alles antut, löst Sympathie aus. Er will nicht zusehen, wie alles den Bach runter geht, Leute ungestraft, Anschläge verüben können. Bei jedem Blick unters Auto, fiebert der Leser mit. Mehr als einmal denkt Sean zu spät an die Routine. Die Liebe kommt ins Spiel. Das Hin und Her mit Dr. Laura Cathcart erzeugt zusätzliche Spannung. Sean Duffy tritt seinen Gegnern auf die Füße. Er blufft, zieht alle Register und schadet sich selbst damit. Man bekommt einen tiefen Einblick in seinen von Sarkasmus und Ironie geprägten Charakter. Normalerweise würde jeder in seiner Lage um sein Leben fürchten, aber er scheut keine Gefahr, lässt sich nicht ausbooten und austricksen. Ein intelligenter Bulle mit Kombinationsgabe, der dem Rätsel nicht näher kommt. Als Leser vertraut man seinem Gespür, will nicht glauben, dass er ständig falsch liegt. Chef und Kollegen mit ihren Marotten bieten zusätzliche Unterhaltung. Ein hervorragender Krimi mit einigen Überraschungen. Ein bisschen hat Sean Duffy von der Filmfigur Clint Eastwood. Er kommt sehr männlich, stark und unbesiegbar rüber, hat aber auch eine zweite, verletzliche, feinfühlige Seite. Autor Adrian MCKinty überzeugt mit originellen, ausgefeilten Charakteren und einem explosiven Schauplatz. Zwischendurch wirkt die Geschichte etwas kompliziert durch die verschiedenen Gegner und Organisationen. Das legt sich aber schnell. Die Gefahr kommt nicht nur von einer Seite. Als Leser ist man auf alles gefasst, den nächsten Anschlag auf Sean Duffys Leben oder auf das RUC-Revier. Ein kluger Schachzug des Autors, unbegrenzte Möglichkeiten der Gefahr zu schaffen. Die Geschichte lässt einen bis zum Schluss nicht los. Wird Sean Duffy sterben? Kann er Laura aus der Gefahrenzone halten? Wer steckt wirklich hinter den Morden?

Auf dem Cover ist eine schwarze, einsame und doch kämpferische Silhouette im dunstigen Nebel zu sehen. Sean Duffy geht auf eine entfernte Häuserkulisse zu. Das Bild wirkt bedrückend, als träge er eine schwere Bürde auf seinen Schultern. Sean Duffys unbändiger Wille, das Rätsel zu lösen, beherrscht den Roman. Er hat seine eigenen Regeln. Autor Adrian McKinty hat sich mit seinen Krimis in die obere Autorenliga katapultiert. Jeder neue Roman wird mit Spannung erwartet. Mit „Der katholische Bulle“ knüpft er nahtlos an seine bisherigen Erfolge an. Ungewöhnlich, fesselnd, raffiniert. Für Krimi-Fans ein echter Leckerbissen.