Irish Noir

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
elke17 Avatar

Von

Bisher habe ich alle Bücher des irischen Autors Adrian McKinty mit Begeisterung gelesen. Von daher war ich natürlich auf das neueste Werk aus seiner Feder, "Der katholische Bulle", sehr gespannt.

Handlungsort Belfast, Nordirland – die Zeiten sind unruhig. Erst vor kurzem sind zwei im Hungerstreik befindliche IRA-Aktivisten, Bobby Sands und Frankie Hughes, ums Leben gekommen. Und natürlich folgen auf deren Tod gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen ihren Anhängern und der Polizei, die durch das Ulster Defence Regiment und ein Bataillon der britischen Armee verstärkt werden. Erzählt werden die Ereignisse aus der Sicht des katholischen Detective Sergeant Sean Duffy, seit kurzem stolzer Eigenheimbesitzer in Carrickfergus, einem Belfaster Vorort und protestantischen Arbeiterviertel, in dem fast jeder arbeitslos ist. Ein katholischer DS ist ein Außenseiter und hat es nicht leicht – auf der einen Seite seine ausschließlich protestantischen Kollegen, auf der anderen Seite ist da die IRA, die auf jeden Katholiken bei der Polizei ein Kopfgeld ausgesetzt hat. Duffy ist dreißig Jahre alt, eigentlich studierter Psychologe und nicht der typische Polizist, den erwarten würde: ein Mann mit Geschmack, ein Ästhet und Schöngeist mit einem Faible für Literatur, der Che Guevara T-Shirts trägt und John Lennon hört. Duffy und sein Kollege Matty McBride, zuständig für die Spurensicherung, sollen den Fall gemeinsam bearbeiten und dem oder den Täter/n auf die Spur kommen …

Eine Geschichte, die weit mehr als ein reiner Thriller ist, vermittelt sie doch neben einer spannenden Handlung jede Menge Informationen zum Nordirland-Konflikt in den Achtzigern d.h. ein gewisses Interesse politischen Themen sollte man schon mitbringen, wenn man dieses Buch in seiner gesamten Komplexität erfassen möchte.

Was McKintys Thriller immer auszeichnet, ist die besondere Atmosphäre, die er zu kreieren versteht. Dieses trübe Belfast im Regen, die heruntergekommenen Arbeiterviertel, die schwelenden Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten – all das macht seine Bücher aus. Dazu kommt seine Art des Schreibens, die zwar nicht trivial ist, sich aber dennoch gut lesen lässt. Und gerade bei diesem neuen Buch sollte man auch den genialen Übersetzer erwähnen – Peter Torberg ist wirklich ein ganz Großer der Zunft, der es immer versteht, ganz genau den Ton des Originals zu treffen.

Meine Recherchen haben übrigens ergeben, dass „Der katholische Bulle“ der Auftakt einer Trilogie ist (im Original ist Teil 2 bereits erschienen), was mich natürlich ganz besonders freut, denn dann dürfen wir noch zwei weitere Bände mit Sean Duffy erwarten. Ich freue mich schon darauf!