Pulverfass Belfast

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theresia626 Avatar

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Sean Duffy, der – als die Troubles 1969 ausbrachen - ein Psychologiestudium begann und später einen erstklassigen Abschluss gemacht hat, hat sich später zum Kriminalbeamten fortgebildet und wird als frisch beförderter Detective Sergeant dem relativ sicheren RUC-Revier (Royal Ulster Constabulary) – das Polizeigebäude ist von einer Mauer und einem hohen Zaun umgeben – in Carrickfergus zugeteilt. Er ist „Der katholische Bulle“ in einer protestantischen Gegend und lebt gefährlich. Die IRA (Irish Republican Army, kämpft für die Wiedervereinigung mit der irischen Republik, dem katholischen Süden) hat ein Kopfgeld auf katholische Polizisten ausgesetzt, die sie als Verräter betrachtet. Es ist Frühling 1981, die Hochzeit von Prinz Charles mit Lady Diana steht kurz bevor und im Maze-Gefängnis sterben zwei IRA-Mitglieder, was Unruhen in Nordirland auslöst. Wenige Stunden später wird ein Attentat auf den Papst verübt. Es ist auch der Tag, an dem Sergeant Duffy zu seinem ersten Tatort gerufen wird. In einem ausgebrannten Wagen wird die Leiche eines achtundzwanzig Jahre alten Mannes gefunden. Ihm wurde erst in die Brust, dann in den Hinterkopf geschossen und die rechte Hand war abgetrennt. Ein Anzeichen dafür, dass es sich um einen Informanten gehandelt haben muss. In seinem Anus steckt ein Stück Papier mit den ersten zwölf Takten eines Notenblattes. Wenige Stunden später wird die Leiche eines sechzig Jahre alten Musiklehrers gefunden, auch ihm wurde die rechte Hand abgetrennt. Beide Opfer waren homosexuell. Homosexualität war in Nordirland verboten, das bedeutete nicht, dass es keine gab (S. 90). Bald meldet sich ein Bekenner bei Duffy: „ich hasse sie nicht, ich bedaure sie. meine aufgabe besteht lediglich darin, sie von dieser welt zu erlösen und sie ihrem gerechten urteil vor dem herrn zuzuführen.“ (S.94) Handelt es sich um den ersten Serienmörder Irlands? Ist alles wirklich so, wie es scheint? Duffy wird der Fall der Schwulenmorde von Chief Inspector Brennan entzogen, er soll sich um den Selbstmord von Lucy Moore kümmern. Ihre Leiche wird im Woodburn Forest gefunden. Sie stammte aus einer wohlhabenden katholischen Familie, ihr Ehemann sitzt im Maze-Gefängnis und gehört der IRA an. Sie wurde seit Monaten vermisst. Duffy hat das Gefühl, dass die drei Fälle irgendwie zusammengehören und ermittelt auf eigene Faust. Schon bald wird klar, der erste Tote war Chef der FRU, der Innenrevision der IRA, die Spione aufspürt.
„Der katholische Bulle“ von Adrian McKinty - ist der Auftakt zu einer neuen Serie – und ein rasanter, stimmungsvoller, actionreicher Thriller mit einer brillanten Darstellung Belfasts auf der Höhe der Troubles. Hier mischen Katholiken und Protestanten, die IRA und ihre Splittergruppen und die Extremisten auf der Gegenseite mit, außerdem Militär, Polizei und der britische Geheimdienst. Dass McKintys Roman nicht leicht zu lesen ist, beweist folgendes Zitat: „All das hier, der neue Job, das neue Büro, und die DUP ein Stockwerk tiefer. Seawright ist von der UVF, richtig? Seawright ist UVF, Billy White ist UDA, und Sie sie sind der neue Kopf der FRU und neuer Verbindungsmann zwischen den loyalistischen Paras und der IRA“, …(S. 242) Der Leser sollte einiges an Vorwissen mitbringen. Dann bekommt er einen erstklassigen, auf hohem Niveau angelegten Thriller geliefert. Im Original ist Teil zwei bereits erschienen, Teil drei kommt im März 2014. Ich bin sehr gespannt auf die Folgebände.