Spannung, realitätsnah und ein toller sympatischer Bulle

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just-dreams Avatar

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Manchmal erwischt man ein Buch und findet sich in einer zum greifen nahem Realität wieder. Bei diesem hier war das für mich der Fall.

 

Wupps war ich zurück in den 1980ern und damit zurück in der Zeit, in der ich selbst in England gewesen bin. Nur zu gut sind mir die Snooker-Turniere auf BBC in Erinnerung und das nächtliche Testbild, wenn dann das Fernsehprogramm nachts einfach zu Ende war.

 

John Lennon noch auf Schallplatte und Blondie „Heart of Glass“ im Fernsehen singen. Natürlich gab es keine Handys, keine DNA-Analysen (damals noch Zukunftsmusik) und ein professionelles Labor wie zum Beispiel in CSI fern jeglicher Realität.

 

Was es allerdings gab, waren die täglichen Berichterstattung aus Irland über die ständigen Kämpfe mit der IRA. Autobomben explodierten gefühlt fast täglich und Belfast schien der Mittelpunkt dieses Terrors zu sein. Genau dorthin hat es Sean Duffy als Polizist verschlagen. Zwar ist er als studierter Psychologe in vielen Dingen schon seiner Zeit voraus, hat aber den Nachteil als einziger Bulle katholisch auf seinem Revier zu sein. Letzteres ist der Grund für ihn jeden Morgen sein Auto zu untersuchen, ob nicht jemand eine Bombe daran oder darunter versteckt hat.

 

Katholische Polizisten sind eines der Lieblingsziele der IRA. Dazu darf Sean Duffy noch mit dem Ermittlungen zu einem Serienmörder abmühen, der es ausgerechnet auf Homosexuelle abgesehen hat. Wobei zur damaligen Zeit in Irland Homosexualität eine Straftat darstellte und selbst Menschen, die nur von der Homosexualität eines anderen wussen und diesen nicht anzeigten, konnten als Mitwisser im Gefängnis landen.

 

Natürlich will niemand etwas mit den Opfern zu tun gehabt haben und schon gar nicht von deren sexuellen Neigungen gewusst haben. Dass eines der Opfer bei der IRA war, macht die Ermittlungen ebenfalls nicht leichter. Mal abgesehen davon, dass man als Polizist seine Tatortbesichtigungen in manchen Gegenden von Belfast im Kampfanzug und mit Maschinengewehr machen muss, um überhaupt lebend zum Revier zurückzukehren...

 

Alles in allem ein spannender Roman, der sich manchmal in Richtung Krimi entwickelt. Was mir besonders gut gefallen hat, ist die Authenzität der Orte und die Art und Weise wie miteinander gesprochen wird. Das ist ja schon fast wie belauscht.

 

Der einzige wirkliche Nachteil dieses Buches ist: Erkennt man die Dinge wieder und kann sich erinnern, merkt man wie alt man wirklich ist.

 

Ich jedenfalls habe mir die drei anderen Bücher des Autoren jetzt erst mal bestellt. Habe lange nicht mehr so etwas gutes gelesen.