Der Klang der Lüge

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raschke64 Avatar

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Frankreich, 1308, in den Pyrenäen. Alissende ist ca. 18 Jahre alt und hat schon ein bewegtes Leben hinter sich. Von ihrer leiblichen Mutter im Wald ausgesetzt und als Wechselbalg beschrieben, wird sie von Sybilla – einer abtrünnigen Jüdin – gefunden, aufgezogen und auch christlich getauft. Sie ist 9, als Sybilla stirbt und Sybillas jüdische Familie nimmt sie als Magd in Paris auf. Doch Anfang des 14. Jahrhunderts vertreibt der König die Juden aus dem Land, sie werden verfolgt und Alissende fliegt zusammen mit den 2 Söhnen der Familie. Halb verhungert kommen sie in Seriol, einem kleine Pyrenäendorf, an. Für Alissende kommt es ihr vor, als wäre sie im Paradies gelandet. Es gibt Essen, die Menschen sind freundlich und hilfsbereit – eine richtige Idylle. Leider nicht für lange, denn die Menschen hängen dem Glauben der Katharer an und werden damit bald auch zu Verfolgten. Wärend Alissendes Begleiter rechtzeitig fliehen, will sie im Dorf und bei ihrer großen Liebe Simon, dem Schäfer, bleiben …

Das Buch spielt in der Zeit nach der massiven Katharerverfolgung. Während noch rund 50 Jahre vorher die Menschen sehr gequält und sofort verbrannt wurden, geht es jetzt ein wenig „menschlicher“ zu. Die Leute kommen ins Gefängnis, doch es wird bei weitem nicht mehr so oft gefoltert und es kommen sogar Menschen frei, obwohl man weiß, dass sie den Katharern zumindest nahestehen. Trotzdem werden viele für ihren Glauben verfolgt und die Kirche spielt dabei eine sehr unrühmliche Rolle. Nicht der Glauben steht im Vordergrund, sondern oft die persönliche Bereicherung. Das Buch ist gut lesbar und beschreibt eine Zeit, die sonst nicht oft in Büchern vorkommt. Manche Figuren sind ein wenig zu schwarz/weiß gezeichnet und wirken dadurch ein wenig „platt“ und auch einige Klischees werden nicht ausgelassen. Dadurch wirken einige Entscheidungen ein bißchen zu weit hergeholt. Auch die Dialoge sind manchmal zu „modern“ und Alissendes Entwicklung von einer halb verhungerten Magd zu einer doch sehr emanzipierten Frau ist nicht immer ganz nachvollziehbar. Doch alles in allem ist es ein guter historischer Roman, der diese Zeit interessant beschreibt und sich gut „wegliest“.