eine Reise in die Vergangenheit

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elohym78 Avatar

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Da die junge Alissende in einem jüdischen Haushalt arbeitete, sah sie sich gezwungen, zusammen mit ihren Herrschaften die Flucht zu ergreifen. Nur mit den Kleidern auf dem Leib gelang ihr die Flucht. Schnell machen sich Hunger und Entbehrung breit und Alissende kann ihr Glück kaum fassen, als sie unvermittelt in dem kleinen Dorf Sériol eine neue Heimat findet. Sie verdingt sich als Magd, hat ein Dach über dem Kopf und als auch noch die Liebe in Gestalt des Schäfers Simon bei ihr anklopft, kann die junge Frau ihr Glück kaum fassen. Doch auch bis in dieses kleine Nest streckt die Kirche ihre Fühler aus. Und Alissende erkennt bald, dass Gewalt und Tod droht, wenn man dem falschen Glauben angehört.

Das Cover zeigt eine verschwommene Landkarte als Hintergrundbild. Wiesen, Wälder und Felder, ein Fluss und Behausungen sind erkennbar. Pflanzen ranken an den Ecken in das Bild hinein, ein Vogel sitzt am Rand. Es strahlt Ruhe aus, so wie eigentlich alle Bücher, die ich bisher von Liv Winterberg kennenlernen durfte. Es ist schön, gibt aber wenig von dem Inhalt des Buches preis.

Liv Winterberg hat einen wunderschönen Schreibstil. Sie schreibt ruhig und trotzdem ist die Handlung ungemein fesselnd. Sie schildert das Leben, wie es damals war und dank ihrer beschreibenden Worte, konnte ich mich ohne Schwierigkeiten in das damalige Leben hineinversetzen.
Wie eine kleine Insel liegt der Ort Sériol mitten in den Bergen und trotz so manch politischem, kriegerischem oder kirchlichem Sturm. Zumindest bis Bischof Durand sein Auge auf den beschaulichen Ort wirft und den Bewohnern das Leben zur Hölle macht. Doch sie halten zusammen und helfen sich gegenseitig. Richtig liebevoll und von Herzen schildert die Autorin diese Vorgehensweise. So anrührend, dass es mich tief berührte.
Einige geschichtliche Ereignisse werden von Winterberg gut in die Handlung eingebaut, aber nicht belehrend, sondern informativ.

Die Charaktere wirken auf mich authentisch und lebensnah. Die meisten Entscheidungen konnte ich nachvollziehen und mich in die Handlungen der Menschen hineinversetzen. Besonders berührt hat mich Alissende, die einen schweren Start ins Leben hatte. Von ihrer leiblichen Mutter als Wechselbalg ausgesetzt, wird sie von Sybilla gefunden, die sie großzieht. Das Leben könnte einfach werden, doch als Christin dient sie in einem jüdischen Haushalt und wird mit ihren Herrschaften aus der Heimat vertrieben. Als sie auf der Flucht in Sériol nicht nur eine Heimat, sondern auch ihre Liebe findet, beschließt die junge Frau zu bleiben. Als sie mit ansehen muss, wie dieses neue Leben wieder mal von äußeren Mächten bedroht wird, zögert sie nicht, sondern kämpft wie eine Löwin!
Eigentlich passt sie sich mit diesem Verhalten nur den Menschen in dem Bergdorf an und ich beobachtete mit Staunen und ja, auch mit Neid, auf den Zusammenhalt der Menschen. Natürlich war das Leben nicht einfach, aber die Anerkennung des Lebens des Anderen, der Respekt und die Achtung voreinander, ist einfach bewundernswert.

Mein Fazit
Mal wieder ein wunderschönes Buch der beliebten Autorin.