Liebe in Zeiten der Lüge und Verfolgung

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badwolf Avatar

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Die Autorin Liv Winterberg kannte ich vor „Klang der Lüge“ nicht. Im Nachhinein frage ich mich tatsächlich, warum eigentlich nicht? Ihr Schreibstil ist fantastisch. Ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen und hatte es sehr schnell durch. Liv Winterberg schreibt mit solch einer Lebendigkeit, dass man sich die gesamte Landschaft und die Menschen bildlich vorstellen kann. Sämtliche Charaktere sind sehr detailliert beschrieben. Sie hat es geschafft, eine fiktive Handlung mit echten Protokollen aus dieser Zeit zu verbinden, ohne dass der Leser merkt, was nun echt oder was reine Erfindung ist. Alles wurde sehr glaubwürdig und spannend dargestellt.

Der Roman spiegelt das Vorgehen der katholischen Kirche gegen Andersgläubige. Jenes Thema wird bereits in der Vergangenheit angesprochen indem man das Vorleben von Alissende anreist, die als vermeintliches Wechselbalg irgendwo in einem Wald im Säuglingsalter zurück gelassen wird, oder in Bezug auf die Judenverfolgung die sie Jahre später erleben muss. Ein Grund warum sie mit den beiden Söhnen ihrer ehemaligen Hausherren auf der Flucht ist. Als Leser erfährt man im weiteren Verlauf, dass auch eine christliche Bewegung, das Katharertum der Verfolgung durch die Kirche anheim fällt.

Die Geschichte spielt Jahre 1308 inmitten einer sommerlichen Kulisse. Die Protagonistin erreicht nach langer Zeit der Flucht, ein kleines idyllisches Bergdorf inmitten einer wunderschönen atemberaubenden Landschaft, umgeben von Bergen, Hängen und Wiesen. Schnell wird ihr klar, sie ist zu Hause angekommen. Ein trügerischer Gedanke wie sie später feststellen muss, doch trotzdem wird sie nie von dem Gefühl los lassen. Die Autorin beschreibt in ihrem Roman jede Kleinigkeiten, wie z.B. den Stand der Sonne, die Dachbalken eines Hauses oder die grüne Blätter an den Bäumen. Dadurch bekommt Sériol etwas Verträumtes und ruhiges. Schnell kann man Sympathien und Antipathien zu den anderen Charakteren aufbauen. So war ich beispielsweise ganz begeistert von Rixende. Ich mochte die alte Frau von Beginn an. Und sollte es nicht ganz beabsichtigt gewesen sein, aber der Pfarrer Legrand trug für meinen Geschmack schon einen Hauch mit sich der ihn mich nicht mögen ließ. Das hat aber der Hirte Simon wieder wett gemacht. Die Liebe zwischen Alissende und ihm hat mich stark berührt.

Doch so sehr ich auch von dem Buch begeistert bin, so muss ich auch einige Sachen bemängeln. So hat mir die Historie ein wenig gefehlt. Klar, der Leser weiß in welcher Zeit wir uns befinden, er hat es ja gelesen. Ich denke würde die Jahreszahl nicht am Anfang stehen, könnte man es sogar fast für die Jetztzeit verkaufen.
Das Ende und die Aufklärung ging mir zum Schluss zu schnell, zu ruppig und zu unspektakulär von statten. Es kam mir auch nicht so ganz glaubwürdig vor. Zu viele Fragen überließ die Autorin ihrem Schicksal.

Nun ja, aber nichts desto trotz, „Klang der Lüge“ ist ein wundervoll geschriebener Roman, der ans Herz geht und den ich sehr empfehlen kann.