Das Highlanderprinzip
Nachdem Jo Nesbø in „Ihr Königreich“ den Reigen um die Brüder Carl und Roy eröffnete, lässt er sie in „Der König“ ihre Machtverhältnisse regeln.
Carl und Roy wollen das kleine Os aus seinem Dornröschenschlaf wecken, denn es soll ein Hotelressort mit Vergnügungspark bekommen, um von den Touristen“strömen“ zu profitieren. Doch unabhängig davon, dass die vorwiegend der Natur wegen kommen, soll ein Tunnel gebaut werden, der Os vom (Durchgangs-)Verkehr abschneidet. Schnell wird klar, dass nun jeder versucht, seine Schäflein ins Trockene zu bringen – allen voran die Brüder, die dabei mit ihrer Vergangenheit konfrontiert werden. Entgegen landläufiger Erfahrung, dass man nur gemeinsam etwas erreicht, ist hier klar: es kann nur einen (König) geben …
Was ist von der Lektüre bzw. dem Hören zu halten? Kann man „Der König“ lesen, ohne den Vorgänger zu kennen? An sich ist die Handlung zwar geschlossen, aber wie es dazu kommt, dass beide Brüder in Os sind (und es offenbar zu einem Sinneswandel kommt, hieß es doch „Ihr Königreich“), wird man sonst nicht verstehen. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht des (auf den ersten Blick) rechtschaffener wirkenden Roys, des älteren Bruders, der an sich ein halbwegs bürgerliches Leben führt – wenn er nicht gerade Carl „hinterherräumt“ und dabei wenig zimperlich vorgeht. Was also auf den ersten Blick klar nach Schwarz-Weiß-Figurengestaltung aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als doch komplexer. Entzünden tut sich diese „Charakterstudie“ an der Frage, wer für den Tod der Eltern verantwortlich zeichnet – und das entfaltet sich langsam, vorwiegend in Rückblenden, wodurch Nesbø auch die Sympathien für seine Protagonisten schwanken lässt: Ja, Roy ist/wirkt rechtschaffener, aber was ist da vorgefallen, das ihn diesen Pfad hat einschlagen lassen? Ähnlich ist es auch mit den „Nebenfiguren“, man gewinnt den Eindruck, dass kein Oser durchweg gut scheint und sie irgendwie auch einen Beitrag dazu geleistet haben, dass Carl und Roy wurden, wer sie sind (und sei es nur, weil „Erwartungen“ zu erfüllen waren). Damit dringt Nesbø ins Feld der Gesellschaftskritik vor, mit den Themenkomplexen Macht, Gewalt, Rache – und deren „Auslösern“ Familie, Liebe. Dass Nesbø mit dem Bau eines Vergnügungsparks auch Achterbahnen thematisiert, scheint mir ebenso sinnbildlich wie der Umstand, dass Roy Mechaniker ist, also repariert. Letztlich könnte man die Handlung „Des Königs“ in der zentralen Frage „Ist Blut wirklich dicker als Wasser?“ zusammenfassen. Einmal mehr geht es Nesbø-typisch nicht eben zimperlich zur Sache, allerdings schwenkt er hier zunehmend mehr auf psychologische Spannungsmomente um als in seinen Harry-Hole-Krimis. Für mich ging die Geschichte als Hörbuch gut auf, denn mit Sascha Rotermund bekommt Roy nicht nur eine angenehme Stimme, sondern auch eine, bei deren Vortragsart man die Zerrissenheit ihres Trägers im Wortsinne zu hören bekommt.
Carl und Roy wollen das kleine Os aus seinem Dornröschenschlaf wecken, denn es soll ein Hotelressort mit Vergnügungspark bekommen, um von den Touristen“strömen“ zu profitieren. Doch unabhängig davon, dass die vorwiegend der Natur wegen kommen, soll ein Tunnel gebaut werden, der Os vom (Durchgangs-)Verkehr abschneidet. Schnell wird klar, dass nun jeder versucht, seine Schäflein ins Trockene zu bringen – allen voran die Brüder, die dabei mit ihrer Vergangenheit konfrontiert werden. Entgegen landläufiger Erfahrung, dass man nur gemeinsam etwas erreicht, ist hier klar: es kann nur einen (König) geben …
Was ist von der Lektüre bzw. dem Hören zu halten? Kann man „Der König“ lesen, ohne den Vorgänger zu kennen? An sich ist die Handlung zwar geschlossen, aber wie es dazu kommt, dass beide Brüder in Os sind (und es offenbar zu einem Sinneswandel kommt, hieß es doch „Ihr Königreich“), wird man sonst nicht verstehen. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht des (auf den ersten Blick) rechtschaffener wirkenden Roys, des älteren Bruders, der an sich ein halbwegs bürgerliches Leben führt – wenn er nicht gerade Carl „hinterherräumt“ und dabei wenig zimperlich vorgeht. Was also auf den ersten Blick klar nach Schwarz-Weiß-Figurengestaltung aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als doch komplexer. Entzünden tut sich diese „Charakterstudie“ an der Frage, wer für den Tod der Eltern verantwortlich zeichnet – und das entfaltet sich langsam, vorwiegend in Rückblenden, wodurch Nesbø auch die Sympathien für seine Protagonisten schwanken lässt: Ja, Roy ist/wirkt rechtschaffener, aber was ist da vorgefallen, das ihn diesen Pfad hat einschlagen lassen? Ähnlich ist es auch mit den „Nebenfiguren“, man gewinnt den Eindruck, dass kein Oser durchweg gut scheint und sie irgendwie auch einen Beitrag dazu geleistet haben, dass Carl und Roy wurden, wer sie sind (und sei es nur, weil „Erwartungen“ zu erfüllen waren). Damit dringt Nesbø ins Feld der Gesellschaftskritik vor, mit den Themenkomplexen Macht, Gewalt, Rache – und deren „Auslösern“ Familie, Liebe. Dass Nesbø mit dem Bau eines Vergnügungsparks auch Achterbahnen thematisiert, scheint mir ebenso sinnbildlich wie der Umstand, dass Roy Mechaniker ist, also repariert. Letztlich könnte man die Handlung „Des Königs“ in der zentralen Frage „Ist Blut wirklich dicker als Wasser?“ zusammenfassen. Einmal mehr geht es Nesbø-typisch nicht eben zimperlich zur Sache, allerdings schwenkt er hier zunehmend mehr auf psychologische Spannungsmomente um als in seinen Harry-Hole-Krimis. Für mich ging die Geschichte als Hörbuch gut auf, denn mit Sascha Rotermund bekommt Roy nicht nur eine angenehme Stimme, sondern auch eine, bei deren Vortragsart man die Zerrissenheit ihres Trägers im Wortsinne zu hören bekommt.