Das Drama eines Lebens

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katma Avatar

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Das Cover von Sandro Veronesis Roman „Der Kolibri“ ist wunderschön in grün gehalten, mit einem fliegenden Kolibri darauf welcher ein sehr schönes Sinnbild für den Hauptprotagonisten Marco ist.
Das Buch wurde als eine „neue Art der Familiensaga“ beworben. Marco Carrera erfährt vom Arzt seiner Frau, dass sie von einem Anderen schwanger ist und ihn verlassen will. Während Italien – das Land, in dem der Roman spielt – in den 1960iger Jahren zum Sehnsuchtsland der Deutschen, vielleicht sogar der ganzen Welt wird, geht eine Familie zu Bruch.
Ich hatte nach der Ankündigung einer Familiengeschichte eine Geschichte über das Leben des Ehepaares erwartet, vielleicht mit Hintergründen, wie es zu dem Seitensprung kommen konnte. Dies ist jedoch nicht der Fall, vielmehr geht es um das Leben Marcos, mit seinen zahlreichen Tiefpunkten, die Handlungsorte und -zeiten wechseln dabei ständig, die Erzählstränge springen in die Vergangenheit und wieder zurück. Gleichzeitig machen es die ewiglangen Schachtelsätze nicht gerade einfacher, sich durch das unglückliche Leben zu wühlen.
Ich fand das Buch anstrengend, mehrfach habe ich es zur Seite gelegt und dann doch wieder zu Hand genommen. Für mich war das Buch überkonstruiert, dennoch kann ich irgendwie verstehen, warum die italienische Jury den Roman mit dem wichtigsten Literaturpreis Italiens 2020 auszeichnete.