Ein wunderbares Buch – großer Lesegenuss

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bea20 Avatar

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Der Roman „Der Kolibri“ von Sandro Veronesi besticht durch große Erzählkunst und wunderbare Sprache. Ich habe selten ein Buch gelesen, das mich mit brillantem Schreibstil und eigenwilligem Aufbau so in den Bann gezogen und begeistert hat wie dieses Buch. Ein großes Kompliment auch an den deutschen Übersetzer Michael von Killisch-Horn, der erstklassige Arbeit geleistet hat. Das wunderschöne Cover in zarter lindgrüner Farbe mit der Abbildung eines schwirrenden Kolibris ist ebenso erwähnenswert und trägt zum hohen Erinnerungswert des Buches bei.

Auf rund 340 Seiten wird das Leben des italienischen Augenarztes Marco Carrera und seiner Familie geschildert. Dies geschieht zum einen durch einen außenstehenden Erzähler, der den Lebenslauf des Marco Carrera verfolgt und zuweilen geistreich kommentiert sowie zum anderen durch Abdruck einzelner Briefe, E-Mails und Wiedergabe von Telefonaten. Erzählt wird nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern mit vielen Zeitsprüngen und Perspektivwechseln. Wie ein Puzzle setzt sich der Roman und damit der von Tragödien, Schicksalsschlägen, großer Liebe und Freundschaft geprägte Lebenslauf des Protagonisten Marco Carrera so zusammen und macht das Ergebnis stimmig und versöhnlich. Beindruckt hat mich die Romanfigur durch seine große Empathie, Feingefühl, Sensibilität und Mitgefühl für seine Mitmenschen sowie durch Mut und Energie, zuversichtliche Heiterkeit, seine Fähigkeit, standhaft durchzuhalten und sich der Veränderung zu entziehen, trotz prägender Schicksalsschläge und traumatischer Erfahrungen. „Du schaffst es, die Welt und die Zeit um Dich herum anzuhalten, und manchmal schaffst Du es sogar, in der Zeit zurückzugehen, um die verlorene Zeit wiederzufinden, so wie der Kolibri fähig ist, rückwärts zu fliegen. Und daher ist es so schön, mit Dir zusammen zu sein.“ (S. 277, aus dem Brief seiner großer Liebe Luisa).

Fazit: ein sehr schönes und kluges Buch, das zu lesen ein großer Genuss war und das noch lange nachklingen wird.