Für mich fast ungenießbar

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emmmbeee Avatar

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Eines gleich vorweg: Das Bild des eindrücklich schwirrenden Vogels auf dem Cover besticht, auch durch die Farbe des Hintergrundes. Die dünn und zerbrechlich gestaltete Schrift passt ebenfalls ausgezeichnet zum Thema.
Mit viel Erwartung ob der Vorschusslorbeeren auf dem Schutzumschlag habe ich den Roman begonnen. Doch schon bald ertappte ich mich beim Querlesen. Selbst in der Hälfte des Textes hatte ich noch immer nicht so recht in die Story hineingefunden. Vielleicht liegt es an den seitenlangen Absätzen, vielleicht an der häufigen Langatmigkeit oder den ständigen Zeitsprüngen, die sich über 60 Jahre hinweg erstrecken. In endlos langen Sätzen habe ich mehrmals den Faden verloren. Ich finde, die angekündigten Anekdoten hätten leichtfüßiger daherkommen sollen.
Der Sprachstil lässt nichts zu wünschen übrig, Sandro Veronesi ist zweifellos ein Meister seines Genres. Die Figuren sind sehr lebensecht gezeichnet. Doch ich konnte mich einfach nicht für das Buch erwärmen und habe mich nur mit Mühe durchgekämpft. Gut, dass vergleichsweise wenige Personennamen zu merken sind, denn sonst hätte ich den Überblick auch noch verloren.
Thematisch ist der Stoff interessant für mich, weil in diesen Familiengeschichten meist auch ein Teil meiner eigenen Vergangenheit zu finden ist.
Seit meiner Kindheit bin ich eine Vielleserin, komme auch mit schwierigeren Texten klar und bin grundsätzlich geneigt, einen Roman zu loben. Aber diese 335 Seiten waren ermüdend. Ich habe aufgeatmet, als ich bei den Nachweisen angelangt war.
Bisher habe ich noch nichts von Veronesi gelesen, vielleicht muss man seine Werke und seine Art zu schreiben gewohnt sein. Doch leider bin ich enttäuscht und möchte das Buch nicht weiterempfehlen.