Marco

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Ein wunderbar gestaltetes Cover nimmt einen von Anfang an für diesen Roman ein. Die Lebensgeschichte von Marco Carrera, dem Kolibri, wird uns auf unterschiedliche Arten erzählt. In Geschichten, Briefen, E-mails und Dialogen erfährt man die wichtigen Stationen im Leben des Marco. Allerdings nicht chronologisch geordnet, sondern wild durcheinander, was
es für den Leser nicht einfacher macht. Dazu kommen noch die teils seitenlangen, verschachtelten Sätze, die zwar alle Sinn machen, aber nicht leicht zu lesen sind. Dieses Buch muss man sich wirklich erarbeiten, eine leichte Urlaubslektüre, wie ich vermutet habe, ist es sicher nicht.
Ein großes Lob geht an den Übersetzer, eine tolle Leistung!
Einige Stationen im Leben des Marco haben mich wirklich beeindruckt, z.B. die lebenslange Liebe zu dem Nachbarsmädchen Luisa. Oder die tiefe Freundschaft, die ihn mit dem Psychoanalytiker Daniele verbindet, obwohl die beiden sich nur selten gesehen haben.
Auch wie aufopferungsvoll er sich zuerst um seine verhaltensauffällige Tochter und später um die Enkelin kümmert, gefällt mir. Viele Schicksalsschläge, wie z.B. der Suizid seiner Schwester Irene , der Tod seiner Tochter oder die Wachstumsstörung in seiner Kindheit haben ihn zu dem Mann gemacht ,der er ist. Einer der da ist, wenn man ihn braucht und der im richtigen Moment dass notwendige tut. Dabei hat er durchaus auch seine Laster, z.B. das Glücksspiel. Das macht ihn
aber eher sympathisch.
Was es mit dem "neuen Menschen ",den die Enkelin verkörpert, auf sich hat, habe ich nicht verstanden.
Das letzte Kapitel, nämlich der selbstgewählte Tod des Protagonisten, hat mich sehr berührt.
Insgesamt ein sehr komplexer Roman, der aber sehr lesenswert ist. Mein Tipp: Möglichst in einem Zug durchlesen, sonst verliert man den Überblick.