Wie das Leben so ist...

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schokoflocke Avatar

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" Marco Carrera begriff, dass es keinen Sinn hatte nachzubohren, sich zu streiten, sich durchzusetzen; zum x-ten Mal in seinem Leben war er mit dem Unvorhergesehenem konfrontiert, und er hatte gelernt, dass man das Unvorhergesehene akzeptieren musste, aber das war nicht leicht. "

Man kann es Ironie des Schicksal nennen, dass Marco Carrera, der eine große Abneigung gegen Psychonalyse hat, ausgerechnet von Psychoanalityker seiner Frau erfährt, dass sie ihn verlassen will. Und in diesem Moment scheint es unvorstellbar, dass genau dieser Psychoanalityker Jahre später zu Marcos Freund und Vertrauten wird. Das Leben verläuft aber oft überraschend und unvorsehbar, dass hat Marco mittelweile gelernt und versucht damit einfach klar zu kommen.
Mich hat Sandro Veronesi mit seinem Roman total überrascht. Der Anfang ist nicht leicht, bisschen skurril und Marco mit seiner passiven Einstellung wirkte irgendwie unsympathisch. Je mehr man aber die Geschichte kennt ( und man musst sie wie ein Puzzle zusammensetzen ), desto besser kann man es verstehen und im Laufe des Buches ist Marco zu einer Lieblingsfigur geworden. "Der Kolibri" ist ein wunderbares und außergewöhnliches Familienroman, mit einem Protagonisten, der viele Schicksalschläge, Lügen und unfreuliche Wendungen erdulden musst, es aber schafft sich selbst treu zu bleiben. Obwohl es in der Geschichte oft um schlimme Krankheiten und Tod geht, ist die Bottschaft doch hoffnungsvoll - das Leben hat auch Schönes zu bitten, man muss nur das Schlechte akzeptieren, nicht aufgeben und weitermachen.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen und ich fand das Buch angenehm zum lesen. Allerdings schweift die Geschichte manchmal ab und zeitlich ist sie so durcheinander erzählt, dass es bisschen verwirrend wirkt. Im Ganzen fand ich es aber wirklich großartig und sehr lesenswert.