Der Ruf des Meeres

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«Der Krabbenfischer» erzählt von dem zurückgezogenem 21-jährigen Thomas Flett, der, in den Sechzigerjahren, in einem englischen Küstenort lebt. Seine Arbeit als Krabbenfischer ist hart, da er an den Traditionen festhält, die sein Großvater ihm beibrachte - hier ist kein Platz für musikalische Traumgespinste, dennoch sehnt sich Thomas danach, Musik zu machen. Die Bekanntschaft mit dem amerikanischen Regisseur Edgar Acheson ist eine unerwartete Begegnung, die ihn inspiriert.

Mit der literarischer Unverfälschtheit seiner ambivalenten Protagonisten stellt Benjamin Wood das Leben eines einfachen Krabbenfischers dar, der von der Hand in den Mund lebt, und bietet ihm, durch die Begegnung mit einem Fremden, eine neue Richtung, die einen unwiederbringlichen Hoffnungsschimmer entfacht und wertvolle Lektionen bereithält. Die weiche Sprache ist zurückhaltend kraftvoll und von poetischer Schlichtheit, ungefiltert nah an der Natur und Thomas stillem Charakter, mit einer besänftigende Ruhe, melancholisch und beruhigend zugleich. Wir begleiten Thomas nah an seinem Alltag, sodass sich die Anstrengung und Entbehrung beeindruckend intensiv nachempfinden lässt. Selbstverständlichkeiten, die keine sind. Harte Realitäten, die man ausblenden möchte. Es ist ein sehr atmosphärischer Roman, gefühlsnah und tiefgründig, der nach dem Sinn des Lebens fragt - ein Leben zwischen Notwendigkeit
und Sehnsucht - und unaufdringlich zum Nachdenken anregt. Als wenn das nicht schon genug wäre, überrascht dieser Roman mit unerwarteten Wendungen und beschert somit ein nachhallendes Lesevergnügen. Den aufgenommenen Recorder-Song ‹Seascraper› kann man übrigens auf der Website des Autors anhören. Wer die Bücher von Benjamin Myers gern liest, wird auch «Der Krabbenfischer» - der sich auch optisch perfekt einfügt - mögen. Sehr empfehlenswert.