Düster

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elenanett Avatar

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Der Krabbenfischer von Benjamin Wood hat mich direkt in eine andere Zeit versetzt – England in den 1960ern, irgendwo an einer windigen Küste, wo das Meer den Takt des Lebens vorgibt. Man begleitet zwei Tage lang Thomas Flett, einen Krabbenfischer, der sein Handwerk noch so ausübt, wie er es einst von seinem Großvater gelernt hat. Alles ist Handarbeit, alles riecht nach Salz, Holz und nassem Tauwerk.
Der Einstieg hat mich allerdings erst mal runtergezogen. Es wirkt düster, die Tage schleppen sich dahin, als würden sie sich ständig wiederholen. Besonders die Gedanken des Jungen, während er seine Mutter weckt, haben mich stutzen lassen – da ist etwas Ungesagtes, etwas Belastendes in dieser Familie. Von Leichtigkeit oder Lebensfreude keine Spur.
Und trotzdem wollte ich unbedingt weiterlesen. Vielleicht gerade wegen dieser Schwere. Ich wollte wissen: Bleibt es so trostlos oder kommt irgendwann die Wende? Benjamin Wood erzählt das Ganze ohne Hast. Er nimmt sich Zeit für die kleinen Beobachtungen – das Knarzen der Planken, den kalten Wind im Gesicht, das dumpfe Klatschen der Wellen gegen den Rumpf. Dadurch fühlt es sich an, als wäre ich selbst mit auf diesem Boot, zwischen all der Stille und der salzigen Luft. Diese Mischung aus Melancholie und Meeresrauschen hat mich noch lange nach dem Lesen begleitet.