Es plätschert dahin

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throughmistymarches Avatar

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Benjamin Woods Roman „Der Krabbenfischer“ spielt im kleinen englischen Ort Longferry in den 1960er Jahren. Hier lebt Protagonist Thomas, ein junger Mann Anfang zwanzig, der mit seiner Mutter in sehr einfachen Verhältnissen lebt. Von seinem Großvater hat er das Handwerk des Krabbenfischens gelernt und verdient damit einen mageren Lebensunterhalt. Das Meer und die Gezeiten kennt er wie kein anderer, denn jeden Morgen bei Ebbe macht er sich mit Pferd und Kutsche auf den Weg zu den Krabben. Viel lieber würde aber nur Gitarre spielen und ein ganz anderes Leben haben, als das, was ihm Longerry bieten kann. Als der amerikanische Regisseur Edgar in die Stadt kommt und Thomas als Experten anheuert, scheint plötzlich ganz viel möglich.

Ich wünschte, der Roman wäre durchgehend so wunderbar atmosphärisch wie das Cover, das mich an die Gemälde von William Turner erinnert. Es ging vielversprechend los: atmosphärische Erzählweise und detaillierte Landschaftsbeschreibungen, die sowohl Thomas‘ Gefühlswelt als auch die Kulisse gut darstellen. Ich war zwar wegen einer gewissen Distanz zu den Figuren nie so richtig in der Geschichte, aber ab einem Punkt, ungefähr bei der Hälfte, nimmt sie sowohl inhaltlich wie sprachlich und stilistisch eine Wendung, die mich komplett verloren hat. Es war eine seltsame Kombination aus unrealistisch und uninteressant. Ab dem Moment habe ich auch nur noch quergelesen bzw. quergehört. (Es gibt auch noch eine Szene, die starke Erinnerungen an Artax‘ Schicksal im Sumpf der Traurigkeit in der Unendlichen Geschichte weckt – Kindheitstrauma deluxe). Auch der Plottwist am Ende konnte mich überhaupt nicht abholen.

Insgesamt blieb „Der Krabbenfischer“ stark hinter meinen Erwartungen zurück.