Einerseits und andrerseits

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mellie Avatar

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Einerseits gelingt es der Autorin ein Bild Wiens am Ende der k und k Monarchie zu zeichnen, in dem die Moderne „Der Kuss“ von Klimt gegen das Alte wie den Fiaker auf dem Cover ringt. Daneben geht es um eine Gesellschaft, die nach wie vor stark in den Kategorien „oben“ und „unten“ denkt. Hergebrachte Machtpositionen sollen erhalten bleiben. Der Kaiser gegen den Thronfolger hier in der Frage, welche Kunst gekauft und wo sie ausgestellt wird. Die „nicht standesgemäße“ Erzherzogin gegen den Hofstaat. Zivilpolizei gegen Militär und die scheinbare Unangreifbarkeit adeliger Verdächtiger. In der Person einer der Hauptfiguren Erna Kührer vom Wohlwollen ihres Arbeitgebers sowohl in Sachen Lohn als auch in Sachen Wohnung. Und nun zum andererseits während das Geschichtsbild facettenreich geschildert wird, bleiben die handelnden Figuren eher blass und eindimensional im „schwarz/weiß“ Stereotyp gefangen. Eine wohltuende Ausnahme ist der leitende Ermittler Popischl. Der Mordfall plätscherte für mich eher als Beiwerk für die die Milieustudie dahin, so dass fast im ersten Moment klar war, wer die zerstückelte Leiche einst war. Alle möglichen Mordmotive wiesen deutlich auf das Opfer. Fraglich war nur, welche(s) den Ausschlag gab. Trotzdem lesenswert.