Was für eine Leseprobe - ein absolutes "MUST READ" für mich!

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Im ersten Kapitel, das in der Gegenwart spielt, las ich von einem „ausgewaschenen T-Shirt mit dem Aufdruck »Old Depot Grocery“. In Kombination mit Sarahs Wunschgedanken, den „Old Depot-Lebensmittelladen“ als Mutter-Tochter-Enkelin-Trio zu betreiben, war meine Neugier auf diese Geschichte dann natürlich sofort geweckt!

Mir stellt sich auch sofort die Frage, weshalb Sarah so völlig unvermutet, mitten in der Nacht mit frischen Wunden, bei ihrer Mutter aufgetaucht ist. Sie wird von dieser verarztet, versorgt und mit frisch gebackenen Waffeln verwöhnt (oder „gemästet“, wie sie es ausdrückt).

Der Leser erhält hierbei auch schon einen ersten Hinweis auf Sarahs Hochzeit mit Aron vor sechs Jahren und Sarahs Gedanken fokussieren einen Ozean voller Möglichkeiten zwischen ihr und ihrem Mann. An dieser Stelle frage ich mich, was sie wohl damit meinen könnte, und weshalb sie so gerne eine „Reset-Taste“ drücken und noch einmal von vorne anfangen, ihre Kindheitsträume zurückgewinnen und die Vergangenheit verändern würde. Sie scheint jedenfalls definitiv zu bereuen, dass sie damals von zuhause weggegangen ist.

Sarahs Vater ist Fernfahrer und wird erst in etwa einer Woche wieder nach Hause kommen. Ob ihm Sarah willkommen ist? Eine eigenartige Fragestellung seitens der Mutter lässt mich ein paar Sekunden lang etwas daran zweifeln.

Sarah scheint große Probleme zu haben – denn sie tut alles, um nicht ins Grübeln zu kommen. Sie möchte sich beschäftigen und beschließt, ihre Großmutter im Laden aufzusuchen. Ich bin zudem neugierig geworden, was es mit diesem Laden und dessen Betreiberinnen auf sich hat.

Die alte Inhaberin – Sarahs Großmutter – war mir auf der Stelle sympathisch, als die Autorin die erste Szene über sie schreibt: die zierliche alte Frau verjagt einen Kaufinteressenten für ihren Laden – einen gestresst wirkenden Anzugträger - mit einem Besenstiel! Ich hatte in Sekundenschnelle dieses herrliche Bild vor Augen und musste über die Courage und Energie der alten Dame herzhaft lachen.

Das zweite Kapitel katapultierte mich zurück in die Vergangenheit, in das Jahr 1965, mit der neunzehnjährigen an Morgenübelkeit leidenden Pfarrerstochter Glory Ann Hawthorne als Protagonistin. Es ist die Rede von einer Hochzeit, die niemals stattfinden wird, einer in Trauerfarben gekleideten jungen Frau, die ein Kind des im Vietnamkrieg gefallenen „Jimmy“ unter ihrem Herzen trägt. Die uneheliche Schwangerschaft des Vorzeigekinds des Pfarrers waren ein harter Schlag für Glory Anns Eltern.

Doch obgleich die junge Frau sich in einer schwierigen Lage befindet, bereut sie es keine Sekunde, das Kind ihrer großen Liebe empfangen zu haben. Als trauriges Detail am Rande erfuhr ich in dieser Leseprobe auch, dass Glory Anns Brief an ihren geliebten Jimmy, in dem sie ihm von seiner zukünftigen Vaterschaft berichten wollte, nicht mehr rechtzeitig abgeschickt werden konnte. Jimmy starb, ohne von dem Kind ihrer Liebe erfahren zu haben.

Glory Ann fürchtet sich in ihrer aktuellen Situation als „gefallene Frau“, wie sie es nennt, vor der Reaktion ihrer Mitmenschen auf ihren mittlerweile bald gut sichtbaren Zustand.

Ich war schockiert, als ihr Vater betont, dass sie ihn in eine schwierige Lage gebracht hat und Glory Ann vor vollendete Tatsachen stellte. Um seine Anstellung in der Kirchengemeinde nicht zu verlieren, hat er ohne das Wissen seiner Tochter eine Heirat mit einem gewissen Clarence Clearwater arrangiert, den Besitzer eines Lebensmittelladens in der Kleinstadt Brighton! Unfassbar für mich als Leser, ich hielt kurz schockiert die Luft an.

Dieser Clarence ist sichtlich nicht sehr attraktiv, scheint aber ein guter Mann zu sein. Dass er über zehn Jahre älter als Glory Ann ist, fand ich nicht so schlimm, aber seine sanften braune Augen sprechen für ihn! Dieser Faktor erwärmte mir als Leser sofort das Herz. Ich versuchte auch nachzuvollziehen, dass Glory Anns Vater es wirklich gut meint und seiner Tochter nur helfen möchte. Ich verstehe aber auch, dass diese das in dieser Situation aber weder verstehen, noch gutheißen kann. Um das drohende Unheil des Image- und Jobverlustes von ihren Eltern abzuwenden, stimmt Glory Ann schließlich zähneknirschend zu und ist bereits drei Tage später Mrs. Clarence Clearwater. Ich würde zu gerne die Hintergründe, das Emotionale an dieser Sache, lesen.

Im dritten Kapitel erfuhr ich dann erleichtert, dass Sarah ihre Oma „Glory-Oma“ nennt! Also ist diese fünfundsiebzigjährige alte Dame die junge Frau von Damals, die von ihrem Vater in eine ungewollte Ehe gedrängt wurde. Ihre Oma liebt sie bedingungslos und war stets ihre Zuflucht, hielt immer zu ihr und freut sich sichtlich von Herzen, dass sie wieder nach Hause gekommen ist.

Sarah möchte gerne im Laden mitarbeiten, ist aber schockiert, als sie den Zustand dieses Ladens betrachtet. Leere Regale, ausbleibende Kundschaft – und Omas Bitte an Sarah, deren Mutter Rosemary klarzumachen, dass sie den Laden nicht kampflos aufgeben wird. Diese jedoch versucht Sarah auf ihre Seite zu ziehen und sie dazu zu überreden, auf Glory-Oma einzuwirken und den Laden noch einigermaßen gewinnbringend zu verkaufen. Sarah stellt jedoch sofort klar, dass dieser kleine Laden das Wichtigste im Leben ihrer Großmutter ist und sie diesen nach sechsundfünfzig Jahren harter Arbeit auf gar keinen Fall aufgeben wird.

Der Konflikt und die Tatsache, dass sie sich plötzlich zwischen diesen beiden geliebten Menschen – ihrer Glory-Oma und ihrer Mutter Rosemary befindet, machen Sarah das Herz schwer.

In einer kleinen Rückblende lässt die Autorin ihre Leserschaft zudem auch wieder einen Blick auf einen Aspekt der Beziehung zwischen Sarah und Aron werfen, gute, aber auch schmerzhafte Erinnerungen bahnen sich ihren Weg in Sarahs Kopf. Was wohl zwischen den Eheleuten passiert ist?

Die Leseprobe schließt mit den Worten: „So hatte sich Sarah ihre Heimkehr nicht vorgestellt“ – und ich bin bereits jetzt völlig fasziniert von diesem Buch und würde es UNGLAUBLICH GERNE LESEN!