Mensch, Hartmann!

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singstar72 Avatar

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Ich bin kolossal überrascht. Zuerst dachte ich, na, ist der "Faber" auch auf den Zug aufgesprungen, den schon Christian Berkel und Edgar Selge bestiegen haben mit ihren Büchern. Aber nee! Was für eine Überraschung, das ist ja richtig gut! Und er hatte nicht einmal einen Ghostwriter, wenn ich das Impressum richtig deute.

Mir gefällt erstens der Aufbau des Buches. Es ist eben nicht chronologisch und somit langweilig! Es fängt mitten im Leben an, als Hartmann und ein junger Schauspielkollege in Berlin "landen" wollen. Hinreißend, dieser augenzwinkernde Idealismus!

Es geht auch nicht chronologisch weiter - man kann im zweiten Kapitel nur ahnen, dass es in Berlin letztlich geklappt hat. Das zweite Kapitel handelt vom Besuch Hartmanns bei seinem demenzkranken Vater im Altenheim in Herdecke - durchsetzt von geradezu philosophischen Passagen über das Leben.

Hier habe ich auch kräftig geschmunzelt! Großartig die Passage über den Patienten, der zum Statisten wurde. Und auch die Betrachtungen über Architektur haben mich amüsiert. Genau, wenn selbst Kuhställe mit mehr Liebe gestaltet werden als Altenheime, dann ist es schlecht bestellt um unsere Welt!

Die Sprache ist ganz "Faber", das muss ich schon sagen. Derbe zupackend, dann wieder humorig. Eine ganz eigene Mischung.

Ich habe Jörg Hartmann schon vorher sehr gemocht, nun aber bin ich begeistert. Das wird sicher ein tolles Buch! Gerne her damit!