Überflüssig

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bücherfreund54 Avatar

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Überflüssig
Eine Bemerkung zuvor: Ich kenne Jörg Hartmann als Darsteller des Tatort-Kommissars Faber und ich schätze seine schauspielerische Leistung sehr. Sein Buch allerdings schätze ich überhaupt nicht.
Dass Schauspieler ihre Memoiren schreiben, ist schon seit längerem gang und gäbe. Dabei gibt es Schauspieler, die wirklich etwas zu erzählen haben. Ich nenne als Beispiele die Trilogie von Joachim Meyerhoff oder das Buch von Edgar Selge „Hast uns endlich gefunden“. Beide berichten sprachsicher Begebenheiten aus ihrem Leben, die mehr als individuelle Relevanz haben.
Jörg Hartmann dagegen hat m.E. nichts zu erzählen, was von überindividueller Relevanz wäre. Beworben wird der Roman damit, dass es um die Situation seiner gehörlosen Großeltern in der Nazizeit, die Lebensklugheit seiner Mutter, die eine zeitlang eine Pommesbude betreiben hat, und die Demenz seines Vaters geht. Diese Aspekte sind aber völlig untergeordnet, sie machen keine 10% des Buches aus. Der Rest ist Selbstdarstellung mit dem Ziel, sich in einem möglichst positiven Licht darzustellen. Am penetrantesten geschieht dies in dem Kapitel, in dem Hartmann einen Kindergeburtstag bei einer neureichen Familie darstellt, über die er Kübel von Spott ausschüttet.
Neben der Selbstdarstellung haben andere Personen keinen Platz, um differenzierter dargestellt zu werden.
Ach ja, und es gibt immer wieder Klagen über den Zustand der Welt. Aber auch diese Klagen gehen letztlich nicht über Plattitüden hinaus.
Sprachlich ist das Buch wenig anspruchsvoll. Hartmann liebt die Aneinanderreihung von kurzen Hauptsätzen und Satzellipsen. Das liest sich dann folgendermaßen: „Auf der Schwelle fällt mein Blick ins Kinderzimmer. Trifft Theos Ritterburg. Trifft Hannahs Kuschelecke. Trifft die vielen Stofftiere. Und eine Welle bricht. Direkt über mir.“ Solche Passagen gibt es zuhauf. Das mag man vielleicht noch hinnehmen.
Völlig abgeschmackt ist aber folgender Vergleich: „Jenny-Nanny flatterte strahlend voraus, Tschernobyl war nichts dagegen…“
Mein Fazit: Das Buch ist irrelevant, Es liefert der Leserin/dem Leser keine neuen Erkenntnisse oder Sichtweisen auf Welt.