Unbedingt empfehlenswert

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
ada2011 Avatar

Von

Lieber Herr Hartmann,
ich bin so froh, dass mir Ihr Buch unter die Augen gekommen ist. Schon, als ich es angelesen hatte, war ich begeistert. Okay, ich war auch voreingenommen. Ich mag den Faber – Ihre Figur. Ich kann mit dem gut um. Und deshalb war ich neugierig und ich wurde nicht enttäuscht. Ich habe ein sehr sensibles und liebevolles Buch gelesen über Lebenszeit von einigen Menschen, Ihrer Zeit im Besonderen, aber auch von Ihrer Familie und Freunden. Ich konnte mir Ihren Vater vorstellen, einen liebevollen, urwüchsigen und temperamentvollen Vater und verstehe Ihre große Trauer um ihn.
Meinen Vater habe ich während Corona im Krankenhaus verloren. Er war sehr krank, lag auf ITS und wir durften ihn nur sehr selten sehen. Als er darum bat, weil er nicht mehr konnte, dass man die Beatmung und Geräte abstellen sollte, hat man uns nicht informiert. Als ich ihn am Nachmittag des 25.12.2021 besuchen wollte, sagte man mir, er sei gegen 14 Uhr verstorben, allein gelassen. Niemand hatte meine Mama, meinen Bruder oder mich informiert, obwohl unsere sämtlichen Telefonnummern vorlagen und wir beieinander waren. Wir hätten seine Entscheidung mitgetragen, hätten ihn so gern verabschiedet und begleitet. Dieses Trauma werden wir alle nicht los und deshalb verstehe ich auch Ihres gut, als Sie Ihren Vater auch nicht mehr lebend sehen konnten. Ich weiß noch, als ich am 22.12.2021 das letzte Mal am Krankenbett war, dass ich ihm die Hände eincremen durfte. Diese waren furchtbar trocken und ich musste Handschuhe tragen, wegen eines anderen Virus, dass man wohl beim ihm festgestellt haben wollte. Und trotzdem, dieser Moment – sein Wohlfühlen und die Dankbarkeit dabei – werde ich nie vergessen und ich hüte ihn lebenslang.
Besonders berührt hat mich Ihre Sicht auf die ehemalige DDR. Ich bin Ossi, bin 1971 geboren und ich liebte dieses Land. Meine Kindheit war frei. Ich hatte bereits viele Pflichten, aber wir hatten so unsere Ecken in Stadt und Dorf, wo wir sein konnten wie und was wir wollten als Kinder. Inzwischen hat man es geschafft, Städte und Dörfer in Betonwüsten zu verwandeln, steril und hässlich. Und aus Ihrer Feder zu lesen, dass Sie die ostdeutsche Urwüchsigkeit auch so gesehen haben, hat mir das Herz aufgehen lassen. Dafür danke ich Ihnen sehr.
Über politische Themen der letzten Jahre sind wir wohl nicht absolut auf einer Linie. Aber das macht nix. Jeder hat seine Gedanken und Erfahrungen, die in die Beurteilungen der Zeit einfließen. Es war trotzdem interessant zu lesen, wie Sie so ticken und weshalb.
„Der Lärm des Lebens“ ist kein lautes Buch, wie einige vielleicht denken, aber ein wunderbar, einfühlsam geschriebenes Zeit Zeugnis und unbegrenzt zu empfehlen.